Mary Gaitskill: Die Stute

Besprechung

Ginger, eine weiße Mittelstandsamerikanerin, hat sich nach einer Suchtkarriere wieder gefangen und lebt mit ihrem Mann Paul zusammen. Sie hätte wohl gern ein Kind gehabt, dafür ist es allerdings zu spät. In einem Sommer nimmt sie als eine Art Sozialprojekt die elfjährige Velvet, dominikanischer Herkunft mit dunkler Haut, als Ferienkind auf. Velvets Hintergrund ist problematisch, sie lebt in sehr einfachen Verhältnissen mit Mutter und Bruder in Brooklyn. Der Titel des Buchs bezieht sich auf das wilde und verletzte Pferd Fiery Girl, mit dem Velvet Freundschaft schließt. Im nahe gelegenen Pferdestall arbeitet sie und darf reiten lernen. Velvet ist ein außergewöhnliches, schönes und empfindsames Kind, aber sie steht zwischen den Fronten: Obwohl die Mutter sie eigentlich liebt, behandelt sie sie oft schlecht, Gingers Zuwendung, Liebe und Freundlichkeit sind verlockend, aber temporär begrenzt und Ginger ist weiß und privilegiert, was ebenfalls für Verstörung sorgt. Ginger wiederum wäre zu gern Velvets Mutter, und muss sich damit abfinden, das nicht sein zu können. In der Schule gibt es massive Konflikte mit anderen Mädchen, die z. B. auf Velvets Beziehung zu Ginger eifersüchtig sind, hinzukommt, dass Velvet beginnt, sich für Jungs zu interessieren, die naturgemäß aus einem problematischen Umfeld kommen. Erzähltechnisch ist das Buch multiperspektivisch, die kurzen Kapitel sind mit Ginger, Velvet, Paul oder Silvia (Velvets Mutter) überschrieben. Übersetzt von Barbara Heller und Rudolf Sorge.