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Margaux Fragoso: Tiger, Tiger

Besprechung

Die Bezeichnung „Romane“ für dieses Buch ist missverständlich. Es handelt sich nicht um Fiktion, sondern um das, was der Autorin zugestoßen ist. Als siebenjähriges Mädchen lernt Margaux den 51-jährigen pädophilen Peter Curran kennen; die Beziehung dauert 15 Jahre, bis sich Peter umbringt. Das kleine Mädchen, hübsch, phantasievoll und begabt, kommt aus schwierigen Verhältnissen: Die Mutter ist psychisch krank, muss immer wieder in die Klinik und bewältigt das Leben nur mit Medikamenten, Telefonaten und Aufzeichnungen. Poppa, der Vater, ist Goldschmied, wohl ebenfalls begabt, aber narzisstisch, in endlosen Tiraden sein Schicksal mit seiner kranken Frau beklagend und sich selbst preisend. Peters verkommenes Haus und sein Garten bieten für Mutter und Tochter zunächst eine Zuflucht, und vor allem Margaux bindet sich immer stärker an den liebenswürdigen Peter, der sich völlig auf ihre Phantasiewelten einlässt, ihr Verantwortung für die Haustiere überträgt und sie überhaupt so ernst nimmt und sich um sie kümmert, wie das noch nie jemand getan hat. Im Laufe der Zeit aber kommt es zu immer mehr und härteren sexuellen Übergriffen, die Margaux geschehen lässt oder sogar forciert, in der Vorstellung der großen Liebe zwischen den beiden und von Peter indoktriniert, der auf die Gefühllosigkeit und Spießigkeit der Gesellschaft schimpft. Versuche ihres Vaters, die Beziehung, die ihm unheimlich ist, zu unterbinden, werden von ihr und ihrer Mutter torpediert. Margaux' Entwicklung verläuft katastrophal, wilden Aggressionen folgen Depression und Niedergeschlagenheit, sie isoliert sich, ihr Zusammensein mit dem zahnlosen alten Mann wird immer qualvoller, die beiden zerfleischen sich und Peter zeigt sogar so etwas wie Reue darüber, ihr vielleicht doch die Kindheit gestohlen zu Haben. Offenbar konnte die Autorin, vielleicht auf Grund ihrer Intelligenz und außergewöhnlichen Kraft, das Erlittene (auch literarisch) verarbeiten; sie hat ein Studium absolviert und ist Mutter einer Tochter. Trotzdem ist das Buch in seinen ungeschönten Schilderungen des emotionalen und sexuellen Missbrauchs manchmal schwer erträglich. Es verunsichert auch insofern, als Peter wohl als Schuldiger dargestellt wird und die fatalen Auswirkungen auf Margaux sichtbar werden. Dennoch erscheint er nicht nur unsympathisch und abstoßend. Das Versagen der hilf- und haltlosen Eltern wird als fast zwangsläufig dargestellt.

Didaktische Hinweise

Das Buch ist nur für ältere Schüler verkraftbar, im Rahmen von Referaten etc. könnte man folgende Aspekte herausarbeiten lassen: Welche Voraussetzungen haben diese fatale Beziehung begünstigt? Diskutieren Sie, ob der Täter hier zu sehr geschont wird. Diskutieren Sie, ob die Autorin noch immer emotional (zu sehr) befangen ist.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Psychologie

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783627001728

Umfang

463 Seiten

Medien

  • Buch