Stefanie Sourlier: Das weiße Meer
Besprechung
In der ersten Geschichte erzählen sich zwei Freundinnen „schlimme Dinge“, gelangweilt vom Ferienaufenthalt in Südfrankreich. Der missglückte Selbstmordversuch einer Elfjährigen, tote Frösche, alles Mögliche eben. Ein Besuch im Schwimmbad endet fast mit dem Tod des Bruders Paul, es war vielleicht auch ein Selbstmordversuch – wieder eine schlimme Geschichte, kaum unterscheidbar von denen, die sich die Mädchen erzählten. Auch in anderen Erzählungen tauchen diese oder andere Geschwister auf, auch als Sohn der Ich-Erzählerin in „Nach Italien“ oder zum Schein: Jonas zum Beispiel hat nur „denselben Namen, jedenfalls wenn man die Buchstaben anders stellte“, „Jonas war mein Bruder, jedenfalls sagten das alle“. Anagramme, Scrabble-Spiel und eine tote Katze spielen eine Rolle. „Rosam“ ist eine geheime Sprache, mit der sich die Kinder gegen die böse Außenwelt schützen. In der Titelerzählung „Das weiße Meer“ verschieben sich die sexuellen Identitäten, Leo ist eine Frau, das Inzest-Motiv deutet sich an. Die Welt der Erwachsenen vertritt vor allem Onkel Georg, leicht behindert und obendrein verwirrt. Seine Vergangenheit ist sehr symbolisch in einem Stausee versunken. Eigentliches Thema ist aber das Lebensgefühl der Generation der Dreißigjährigen, zwischen Abgründen und Sehnsucht nach Mehr. Der lakonisch nüchterne Stil auch wenn über Monstrositäten berichtet wird, erinnert an Agota Kristof.
Didaktische Hinweise
Einzelne Texte eignen sich als Beispiel moderner Kurzgeschichten, in der Nachfolge, deutlich moderner schon, von Judith Hermann. Das Motiv des Wassers („Wasserkinder“, das frühgeborene Geschwisterchen ist das „Fischkind“) ist mit dem Geschwistermotiv verwoben. Ein Auszug, von der Autorin gelesen, belebt den Unterricht.
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2011ISBN
9783627001735Umfang
170 SeitenMedien
- Buch
- E-Book