Christiane Neudecker: Sommernovelle

Besprechung

Die Ich-Erzählerin hat in diesem heißen Sommer nach einer Absage doch noch mit ihrer besten Freundin Lotte ein Praktikum in einer Vogelstation auf einer Nordseeinsel antreten dürfen. Ihre Mutter sieht sie nicht gerne wegfahren, am Schluss der Geschichte erfährt man von der Krebserkrankung des Vaters. Aber die beiden Mädchen sind nicht aufzuhalten. Die abgeschlossene Welt einer Insel und dazu die einer Forschungsstation mit wenig komfortabler Einrichtung empfängt sie zunächst nicht gerade herzlich. Sie zählen Vögel, machen Führungen für Urlauber und lernen eine Menge über Tag- und Nachtvögel, Nestflüchter und Thermikflieger. Studenten arbeiten auf der Station, zwei alte Herren betreuen die Arbeit und nehmen sich der Mädchen an, der Leiter der Vogelwarte, ein Professor tritt erst spät auf. Im Hintergrund werden Hinweise auf das Wendejahr 1989 eingeblendet, die Mädchen nehmen das kaum wahr. Mehr schon beschäftigt sie die Umweltzerstörung. Natürlich gibt es eine Liebesgeschichte, Lotte erlebt ihre erste Affäre mit einem Studenten, der das nicht ernst nimmt. Dann kommt es zu der Wende: Die Erzählerin wird beim Zählen von Möweneiern von den erschreckten und wütenden Möwen angegriffen, einer der Betreuer rettet sie. Dann erfährt Lotte, was wirklich mit ihrem Liebhaber los ist und die Erzählerin begreift die Lüge hinter der angeblichen Forschungsabsicht des Professors. Der Sommer ist für die Mädchen zu Ende, sie reisen ohne Abschied ab und vergessen diesen besonderen Sommer trotzdem nie.