Juli Zeh: Leere Herzen

Besprechung

Bei Juli Zehs Roman mit dem Titel „Leere Herzen“ handelt es sich um einen Thriller und Science-Fiction-Roman gleichermaßen. Die Autorin zeichnet in ihm ein dystopisches Bild von Deutschland im Jahr 2027. Die amtierende Bundekanzlerin Angela Merkel ist längst abgetreten, stattdessen ist die rechte „Besorgte-Bürger-Bewegung“ an der Macht, die ein Effizienzpaket nach dem anderen verabschiedet. Der europäische Föderalismus steht kurz vor dem Aus und die Vereinten Nationen werden aufgelöst. Im Gegenzug dazu werden die Kompetenzen von Polizei und Geheimdienst kontinuierlich ausgeweitet. Das demokratische Deutschland ist Geschichte. Schuld an diesem Zustand sind die Bürger selbst, Menschen, wie Britta, die Protagonistin aus Zehs Roman. Anstatt sich weiterhin an Idealen festzuklammern, hat sie sich entschlossen, mit der Zeit zu gehen. Gemeinsam mit ihrem Freund Babak hat sie ein Unternehmen mit dem Namen DIE BRÜCKE gegründet, das mit Hilfe eines Algorithmus nach selbstmordgefährdeten Menschen sucht. Diese werden für ein von Britta selbst entwickeltes zwölfstufiges Therapieprogramm herausgefiltert. Wer sich nach einem Psychotest, Klinikaufenthalt und Waterboarding immer noch umbringen möchte, wird von DER BRÜCKE an eine terroristische Organisation weitervermittelt und erhält dann die Möglichkeit, der Welt als zweckdienlicher Selbstmordattentäter zu dienen. Welches Ziel die jeweilige Organisation vertritt, an die Britta ihre Kandidaten vermittelt, ist gleichgültig. Der Islamische Staat ist ebenso Kunde wie Green Power, eine Umweltorganisation, die die Auffassung vertritt, „dass der Planet ohne die Menschheit wesentlich besser dran wäre“.