Neal Shusterman, Jarrod Shusterman: Dry

Besprechung

Bei dem Jugendroman „Dry“, der auch für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert worden ist, handelt es sich um eine Dystopie, die mittlerweile, ausgelöst durch den Klimawandel und den Krieg in der Ukraine, erschreckend real ist. Auch die Figuren im Roman können es kaum glauben, als an einem heißen Junitag in Kalifornien plötzlich der „Tap-Out“ Realität wird und kein Wasser mehr aus den Wasserhähnen kommt. Eine Situation, die eigentlich absehbar war, zumal man sich ja gerade in Kalifornien schon seit Längerem an die Wasserknappheit gewöhnt hat. Immer wieder wurde die Bevölkerung im Sommer dazu angehalten, sich an strikte Regeln zu halten, um Wasser zu sparen. Das Bewässern von Pflanzen sowie unnötiger Wasserverbrauch wurde bestraft. Trotz der besorgniserregenden Nachrichten werden die Bewohner Kaliforniers zur Geduld aufgerufen – man arbeite an dem Problem. Es handelt sich dieses Mal aber nicht nur um Stunden, die die Menschen ohne Wasser ausharren müssen, sondern es kommt auch nach Tagen noch kein Wasser aus den Hähnen. Die Stimmung unter der Bevölkerung beginnt zu kippen, der Geduldsfaden der Menschen droht zu reißen. Die Vorräte, mit denen sich die Menschen schon am ersten Tag eingedeckt haben, werden knapper und mittlerweile sind auch in den Supermärkten die letzten Wasser- und Eisvorräte aufgekauft. Auch an den Tankstellen wird das Benzin knapp, da viele Menschen kurzerhand beschließen, die Region zu verlassen oder sich in Richtung Flughafen aufmachen – ein sinnloses Unterfangen, wie viele schnell feststellen müssen, denn dieses Mal ist der Colorado River, der ganz Kalifornien bisher mit Wasser versorgt hat, komplett ausgetrocknet. Je länger der Tap-Out dauert, desto dramatischer entwickelt sich die Situation und es geht immer mehr ums blanke Überleben. Was der Tap-Out mit den Menschen macht und wie schnell die Stimmung kippen kann, wird im Roman anhand einer Gruppe Jugendlicher erzählt, deren Leben sich von einem auf den anderen Tag in einem Ausnahmezustand befindet. Ihnen bleibt schließlich nichts anderes übrig, sich auf den Weg zu machen, um den Tap-Out zu überleben. Es handelt sich bei den Jugendlichen um die gutmütige Alyssa, ihren kleinen, sehr nervigen Bruder Garrett, Kelton, ihren Nachbarn, sowie die durchgeknallte Jacqui und den mysteriösen Henry, die später zu der Gruppe hinzustoßen. Die vier Jugendlichen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, berichten jeweils aus der Ich-Perspektive über das Ereignis. So erfährt die Leserin/der Leser nicht nur von den unterschiedlichen Ängsten und Gefühlen, die die Figuren haben, sondern erlebt auch, wie dünn die Decke der Zivilisation ist.