Sayaka Murata: Die Ladenhüterin
Besprechung
Im Mittelpunkt des Romans mit dem Titel „Die Ladenhüterin“ der japanischen Autorin Sayaka Murata steht die 36-jährige Supermarktverkäuferin Keiko Furukura. Keiko, die ihr Studium abgebrichen und als Aushilfe bei der frisch eröffneten japanischen Supermarkt Filiale Konbini angefangen hat, geht dort ganz und gar in ihrer Tätigkeit auf. Die Arbeit im Supermarkt entspricht ihrem Naturell – Keiko möchte unter keinen Umständen auffallen und so hat sie sich im Laufe der Jahre im Tonfall, Schmuck, Frisur und Kleidung vollkommen an die anderen Mitarbeiter angepasst. Andere Ziele und Wünsche – außer regelmäßig die Regale aufzufüllen und ihre Kunden mit dem typischen Konbini-Lächeln zu begrüßen – hat sie in ihrem Leben nicht. Selbst nach Feierabend ordnet sie ihr Leben ihrer Tätigkeit unter: Feierabend und Schlaf dienen ausschließlich zur Regeneration, um weiterhin als vorbildliche Arbeitskraft im Supermarkt auftreten zu können. In Rückblenden erfährt der Leser dann mehr über Keikos Vorgeschichte. Keiko, die ihr Leben selbst als zufrieden und glücklich beschreibt – der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben – verfügt über keine Empathiefähigkeit. Als Kind und Jugendliche ist sie immer wieder angeeckt, bis sie für sich selbst beschlossen hat, nicht mehr aufzufallen. Der Supermarkt, wo sie ganz und gar in ihrer Rolle als Verkäuferin verschwindet, ist genau der Ort, an dem sie dieses Leben praktizieren kann. Das funktioniert solange, bis ein neuer Mitarbeiter auftaucht. Er verkörpert das genaue Gegenteil von Keiko, er ist faul, unzuverlässig und desinteressiert. Aus diesem Grund wird er auch schnell wieder entlassen. Keiko, die den Mann auf der Straße trifft, bietet ihm ihre Badewanne als Schlafplatz an, versorgt ihn mit Fertigkost aus dem Supermarkt und plant sogar, ihn zu heiraten. Denn, das hat mittlerweile auch Keiko verstanden, alles, was ihr fehlt, um in der Gesellschaft, in der sie lebt, sozial völlig unauffällig zu sein, ist eine ordentliche Heirat – das würde auch ihre glücklich verheiratete Schwester Asami endlich beruhigen, deren größte Sorge es ist, dass Keiko noch nie mit einem Mann zusammen war.
Didaktische Hinweise
Der Roman eignet sich Auszügen auch für den Deutsch-, Ethik-, oder Sozialkundeunterricht, denn er gibt Einblick in eine Gesellschaft, in der das Funktionieren am Arbeitsplatz sowie die strengen gesellschaftlichen Konventionen des Zusammenlebens den Alltag der Menschen dominieren. Er zeigt auch, was passiert, wenn in einem gefühlskalten kapitalistischen System jeder Menschen eine feste Rolle einzunehmen hat.
Gattung
- All Age
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignet und zum VorlesenAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Interkulturelle Erziehung
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Interkulturelle Bildung
- Soziales Lernen
Erscheinungsjahr
2019ISBN
9783746636061Umfang
145 SeitenMedien
- Buch