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Erna Sassen: Komm mir nicht zu nah

Besprechung

Erna Sassen ist in den Niederlanden als TV-Schauspielerin bekannt geworden, in Deutschland wurde „Das hier ist kein Tagebuch“ von der Kritikerjury und der Jugendjury für den Deutschen Jugendbuchpreis 2016 nominiert. „Komm mir nicht zu nah“ ist ihr zweites Jugendbuch: Es erzählt von der Schauspielschülerin Reva, die im Leben noch nicht angekommen ist. Sie hat anorektische Probleme mit dem Essen, Probleme mit ihrer Familie, vor allem aber mit den Männern, von denen sie sich ausbeuten lässt. Immer wenn es ihr schlecht geht, ruft sie bei ihrer Schwester Marjolein an. Eine merkwürdige Beziehung haben die beiden, denn Marjolein wird von Reva zu allen Tages- und Nachtzeiten in Beschlag genommen. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, kann sie es sein, die Hilfe von der stärkeren Schwester einfordert. Meldet sich Reva nicht, wird Marjolein unruhig, weil sie befürchtet, es könnte ihr etwas zugestoßen sein. So wird Reva zwar für ihr eigenes Leben zu einer Belastung, es wird aber auch deutlich, dass Marjolein mehr an Reva hängt als umgekehrt.

Die Erzählung wird aus der Perspektive von Marjolein geschrieben, so dass sich die Leser in Reva sensibel hineinversetzen können, ohne für oder gegen sie Partei zu ergreifen – obwohl manche selbstzerstörerische Handlung von Reva zum Protest aufruft. Der Autorin gelingt es durch diese Personenkonstellation gleichzeitig Distanz und Empathie zu der komplizierten Persönlichkeitsstruktur der 18-Jährigen aufzubauen, was für die jugendlichen LeserInnen hilfreich ist, um nicht vollständig in die depressive Stimmung des Romanes hineingezogen zu werden. Die bedingungslose Geschwisterliebe Marjoleins führt im Gegenteil dazu, dem Beschriebenen eine optimistische Note zu geben. Obwohl die beiden Schwestern in einem Universum von verschiedenen Nebenfiguren agieren, werden diese kaum erwähnt, teilweise werden sogar ihre Namen abgekürzt. Das Kammerspiel der beiden Schwestern wird auf dem Hintergrund der familiären Konstellation (auch der Vater leidet unter Depression) zu einem bedrückend authentischen Psychogramm.

Didaktische Hinweise

Der Roman ist nur bedingt für den Unterricht zu empfehlen, so intim ist das Dargestellte, zu speziell sind die beiden Charaktere, so dass vor allem von männlichen Jugendlichen Befremdung zu erwarten ist. Vor diesem Hintergrund ist darauf zu achten, welchen Jugendlichen man das Buch zum Lesen empfiehlt. Die düstere Stimmung verstärkt sich beim Lesen immer mehr, was als Zeichen für die literarische Qualität gedeutet werden, gleichzeitig aber auch Jugendliche in ihren depressiven Anwandlungen bestärken kann.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Familien- und Sexualerziehung
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2016

ISBN

9783772528620

Umfang

174 Seiten

Medien

  • Buch