Kristin Briana Otts: Die falsche Prinzessin / Shadow Dragon Bd.1

Besprechung

Kai, eine 16-jährige Leibwächterin der königlichen Familie, soll anstelle der verletzten Prinzessin Noriko zur Krönungszeremonie des neuen Kaisers reisen. Dort geht es turbulent zu: Nachdem sie einen Anschlag auf den jüngeren Bruder des Kaisers verhindern und vor einem weiteren warnen konnte, wird bei der Krönung der Kaiser selbst ermordet. Und das bevor er einen Nachfolger benennen konnte. So soll der mächtige Shadow-Dragon, ein weises, allwissendes Wesen, bestimmen, wer aus den vier Gebieten des Landes auf den Thron nachfolgen soll. Er ernennt Kai, obwohl ihm bewusst ist, dass sie nur ein einfaches Mädchen ist. Ihr gelingt es auch, die danach angesetzten Prüfungen zu bestehen. Als sie Prinz Enlai leichtsinnig vom Austausch mit der echten Prinzessin erzählt, macht er den Betrug öffentlich. Weil dies in der Geschichte des Drachenlandes erstmalig eingetreten ist, soll erneut der Shadow-Dragon richten – er rettet Kai. Die Grundidee einer Herrschaft aus mehreren Teilreichen, über denen ein allwissendes, mystisches Wesen steht, ist bekannt und gut. Sie bietet Raum für Freundschaften, Intrigen und wechselnde Bündnisse. Auch die Rolle der begehrten, starken Prinzessin, in die die Hauptfigur Kai schlüpft, bietet Leserinnen Identifikationsmöglichkeiten. Die von Tanja Ohlsen übersetzte Geschichte selber ist aber zu wenig stringent erzählt. Sie hat Längen und leidet unter der inneren Zerrissenheit Kais. Sie weiß nicht, zu wem sie sich mehr hingezogen fühlen soll – zu Prinz Enlai oder zum Drachenhüter Jao. Dazu hadert sie mit ihrer Rolle. Einmal wäre sie lieber Kaiserin, einmal lieber Onna-Bugeisha, also Elite-Soldatin. Das Ende, das als Fortsetzung angelegt ist, sieht eher die Rolle der Kaiserin vor, deren Platz sie sich allerdings wohl wird erkämpfen müssen.