Antonia Michaelis: Solange die Nachtigall singt

Besprechung

Der achtzehnjährige Tischler Jari hat beschlossen nach seiner Gesellenprüfung drei Wochen lang im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Tschechien und Polen durch das waldige Gebirge zu wandern, ehe er zurückkehrt in den Alltag mit seinen Eltern und seinem Freund Matti, in dem Beruf und Freizeit bereits bis in alle Einzelheiten festgelegt sind. Ein kleinbürgerliches, schäbiges Leben, in dem es keine Überraschungen und keine Schönheit gibt. In einem kleinen Dorf lernt der junge Mann Jascha kennen, die er ein Stück durch den Wald begleitet. Sie entpuppt sich als atemberaubende Schönheit, die ihn mitnimmt in ein einsames Haus im Wald, das sie angeblich mit zwei Schwestern bewohnt. Die Drillinge lernt Jari nie zu unterscheiden. Das Haus ist der Schönheit geweiht, sorgsam und kunstvoll eingerichtet. Alles, was die Schwestern herstellen und womit sie sich umgeben, ist schön: ihre Kleidung, ihre Möbel, ihre Mahlzeiten, die Dekoration der Zimmer. Im Haus sind unzählige Spiegel aufgestellt, die Jari ebenso verwirren wie das Verhalten der Schwestern. Er liebt Jascha, kann sie aber nie von den beiden anderen trennen und endgültig für sich gewinnen. Nach und nach begreift Jari, dass in der Vergangenheit der Mädchen etwas Schreckliches geschehen ist. Sie wurden entführt und verbrachten fast zwei Jahre lang in der Hand ihrer Entführer, ehe sie befreit wurden, dabei wurde ihr Vater getötet. Anschließend lebten sie in dem einsamen alten Haus bei einem alten Mann, der ihnen beibrachte mit und in dem Wald zu leben, ehe er starb. Aber die Unberührtheit des Waldes ist bedroht und damit das abgeschiedene Leben der Schwestern. Landvermesser kommen und wollen eine Straße bauen. Die Schwestern manipulieren Jari mit halluzinogenen Pilzen und mit ihrer Schönheit, der Jari schließlich verfällt. Er tötet mit einem Gewehr den Förster, der die Landvermesser durch den Wald führen will, und die Waldvermesser selbst. Jari entdeckt, dass er nicht der erste ist, der für die Schwestern zum Mörder wird. Schon vor ihm gab es zwei „Jäger“, die die Schwestern vor Eindringlingen schützten und am Ende selbst starben. Schließlich schießt Jari sogar auf Matti, der sich aufgemacht hat, seinen Freund zu finden und nach Hause zurückzubringen. Am Ende gelingt es Jari mit Jascha aus dem Wald zu fliehen, wobei Matti ums Leben kommt. Erst danach erkennt Jari, dass Jaschas Schwestern bereits bei der Entführung getötet wurden, und Jascha ihm im wahrsten Sinne des Wortes vorgespiegelt hat, zu dritt zu sein. Sie war und ist alle drei: Diejenige, die ihn liebt, und die beiden, die ihn töten wollten, damit er ihre Lebensweise im Wald nicht gefährdet.