mobile Navigation Icon

David Barnett: Angelglass

Besprechung

Passenderweise stellt David Barnett seinem Roman ein Zitat aus Angelo Maria Ripellinos Essay „Magisches Prag“ voraus. Der italienische Slawist Ripellino hat seine Hymne auf das innig geliebte Prag 1972 veröffentlicht. Ripellino sieht in Prag die Zeiten aufeinandertreffen. Kafka spaziert um fünf Uhr morgens zurück in sein Elternhaus, während Arcimboldo das Feuer malt, welches das jüdische Ghetto zerstört, und Stalin unheildrohend von seinem kolossalen Denkmal herunterblinzelt.

In David Barnetts Roman „Angelglass“ vermischen sich die Zeiten nicht, aber zwei Erzählstränge laufen auf zwei verschiedenen Zeitebenen nebeneinander her. Ein namenloser, junger Mann wacht am Ende des 16. Jahrhunderts und zu Beginn unseres Jahrtausends in Prag auf, ohne sich an seine Vergangenheit oder nur an seinen Namen zu erinnern. Im 16. Jahrhundert wird „Poutnik“ (der Wanderer), wie er schließlich genannt wird, in die Palastintrigen am Hofe Kaiser Rudolfs verwickelt und trifft dort konsequenterweise Tycho Brahe, Johannes Kepler sowie den Maler Giuseppe Arcimboldo. Auf dem Altstädter Ring begegnet der junge Mann schließlich einem italienischen Hellseher namens Ripellino. In unserer Gegenwart gerät Poutnik in eine Gruppe junger Globalisierungsgegner, die gegen die Politik der Konzerne vorgehen wollen. Im 16. wie im 21. Jahrhundert geht es um Vertrauen und Verrat, Gewalt gegen Unschuldige und ihre Rettung. Wer Freund oder Feind ist, kann Poutnik nicht immer einschätzen, da die Menschen damals wie heute ihre wahren Absichten verschleiern und häufig nur auf ihren Vorteil bedacht sind.

Didaktische Hinweise

In beiden Erzählsträngen läuft die Handlung rasant auf den jeweiligen Höhepunkt zu. Im letzten Kapitel treffen die Ereignisse aus dem 16. und dem 21. Jahrhundert auf einer Seite aufeinander und in beiden Zeiten verschwindet Poutnik wieder. Die Auflösung ist ein wenig enttäuschend, weil sie zu esoterisch daherkommt. Das ist etwas ganz anderes als literarische Magie. Aber spannend ist der Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen allemal. Ein Glossar erläutert die historischen Figuren aus der Zeit Rudolf II., es ist aber allzu oberflächlich und historisch ungenau. Man hätte sich als Leser gewünscht, dass die geschichtlichen Fakten exakt präsentiert werden, dann hätte man den Roman getrost als Lektüre für den Unterricht empfehlen können. Denn Schüler können häufig durch spannende Geschichten für das Fach Geschichte begeistert werden. Der Verlag hält auf seiner Internetseite knappe Informationen zu David Barnetts Roman und eine Leseprobe bereit.

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783800057146

Umfang

364 Seiten

Medien

  • Buch