Albena Dimitrova: Wiedersehen in Paris
Besprechung
Albena Dimitrova, eine siebzehnjährige Schülerin, und Guéo, ein 55jähriger Kommunist aus dem Politbüro treffen sich im Krankenhaus in der Abteilung des Politbüros und verlieben sich ineinander. Guéo nennt das Mädchen Alba, ihren wahren Namen erfährt man nicht. Sie erzählt in der Ich-Form. Auf Betreiben Guéos werden beide in ein Sanatorium des Politbüros auf einer Insel nahe Sofia verlegt. Dort verbringen sie den Winter in einer zunächst platonischen Beziehung und träumen von einem gemeinsamen Abendessen in Paris. Alba ist wegen einer ungeklärten Lähmung ihres Beines in Behandlung, immer wieder ist von Amputation die Rede. Guéo glaubt an eine psychosomatische Erkrankung und hilft Alba, ihre Lähmung zu überwinden. Er arbeitet an einer Reform des Kommunismus, mit der er dessen bevorstehenden Untergang verhindern will. Symbol des Niedergangs ist die plötzliche Überschwemmung des Lands mit Südfrüchten aus Kuba, was daran liegt, dass Fidel Castro sich in eine bulgarische Sängerin verliebt hat.
Dem Paar stellen sich viele Hindernisse in den Weg. Wegen des Altersunterschieds und aus Eifersucht sind die Eltern des Mädchens und Guéos Frauen und Geliebte gegen die Verbindung, sie werden vom Geheimdienst bespitzelt, Guéo hat nicht den Mut, zu der Beziehung zu stehen und verkuppelt Alba mit seinem Sohn Christo. Alba versucht, mit Christo zu leben, aber es gelingt nicht und es beginnt eine nun wirklich leidenschaftliche Beziehung zu Guéo, die mit einer späten Abtreibung beginnt. Sie fahren nach Paris und in die Normandie, trennen sich, kehren nach Sofia zurück Alba lässt sich nackt malen und schenkt Guéo das Bild als Symbol ihrer Verbindung. Als der Kommunismus endgültig zusammenbricht, bringt Guéo Alba und seinen Sohn nach Paris, verspricht ein gemeinsames Abendessen in naher Zukunft, kehrt nach Bulgarien zurück und wenig später erfährt Alba, dass er sich getötet hat. Das Buch endet mit einem Auszug aus Aufzeichnungen Albas, deren erster Teil den Roman einleitet. Dann folgt, farblich abgesetzt, Guéos Gutachten über eine Reform des Kommunismus.
Eine ungewöhnliche, zukunftslose Liebesgeschichte mit vielen Facetten in metaphernreicher Sprache, durchmischt mit einer oft ironischen Erzählung vom Niedergang eines Systems.
Didaktische Hinweise
Der Schwerpunkt der Geschichtsbetrachtung aus deutscher Sicht liegt auf dem Mauerfall, aber hier öffnet sich ein anderer Blickwinkel. Es wird deutlich, dass es durchaus Reformbemühungen innerhalb kommunistischer Regime gab. Die Wirkung der Erzählstruktur der kurzen Kapitel, die immer wieder Zeit überspringen oder hinter bereits Erzähltes zurückfallen, gibt Stoff für eine Untersuchung.
Gattung
- Romane
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Französisch
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783803132772Umfang
189 SeitenMedien
- Buch