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Leonhard Frank: Die Jünger Jesu

Besprechung

Leonhard Frank schreibt im Exil in Amerika seinen NachkriegsRoman. Schauplatz ist Würzburg, Franks Heimatstadt, das im März 1945 fast vollständig zerstört wurde. In dieser ausgebombten Stadt übt eine Gruppe von halbwüchsigen Jungen (sie nennen sich beziehungsreich die Jünger Jesu) Gerechtigkeit, indem sie den Reichen (Schwarzmarkthändlern etc.) Kleidung, Essen und Dinge des täglichen Bedarfs nehmen und an die Armen und Notleidenden, von denen es sehr viele gibt, verteilen. Es finden sich noch immer Nazis in der Stadt, sie sind gefährliche Feinde der „Jünger Jesu“, die Besatzer sehen vieles nicht oder sind überfordert; es gibt eine tragische Liebesgeschichte zwischen dem Mädchen Johanna und einem amerikanischen Soldaten, und im Zentrum des Buches steht Ruth, das jüdische Mädchen, dessen Eltern in der Stadt ermordet wurden und das man nach Auschwitz ins Bordell verschleppt hatte. Ruth, nun zurückgekehrt, bringt den Mörder ihrer Eltern um. In einem aufsehenerregenden Prozess wird sie schließlich freigesprochen, weil Staat und Recht versagt haben, die den Mörder längst hätten verurteilen müssen. Franks Heimatstadt hat sich mit dem pazifistischen Dichter schwergetan, es gab Abwehr gegen seine Darstellungen, in der Folge Querelen wegen der Benennung einer Straße nach ihm etc. Erst mühsam setzte sich eine wertschätzende und anerkennende Haltung durch. 2014 allerdings wurde er mit der Aktion „Würzburg liest ein Buch“ (nämlich „Die Jünger Jesu“) nachdrücklich ins Bewusstsein gerückt.

Didaktische Hinweise

Die Jünger Jesu sind vor allem unter regionalem und historischem Aspekt interessant. Es ist erstaunlich, wie unmittelbar Frank fast alle Probleme der Nachkriegszeit erkannt und thematisiert hat: die Schuld der Deutschen an Krieg und Holocaust, die Traumata der Überlebenden, das Ausmaß der Zerstörung durch die Sieger, die Schwierigkeiten der Besatzer, das Leid der Bevölkerung, die hartnäckigen Nazis in allen Schichten, die mangelnde Aufarbeitung der Vergangenheit etc. Unter solchen Fragestellungen erscheinen (vor allem in regionaler Nähe zum Schauplatz) Bearbeitungen des Textes in Form von Seminararbeiten, Portfolios oder Projekten möglich. Auch Untersuchungen zur Frank-Rezeption in der Stadt Würzburg wären als Themen geeignet.

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783826052484

Umfang

265 Seiten

Medien

  • Buch