Inger-Maria Mahlke: Wie Ihr wollt

Besprechung

Weit entfernt von historischem Kitsch schreibt die Autorin aus der Sicht von Mary Grey, einer Schwester der hingerichteten Jane Grey, einer Cousine Elisabeths I.: Mary Grey, die kleinwüchsige Schwester Janes und Katherines, hat gegen den Willen der Königin geheiratet und lebt jetzt in Hausarrest, eingesperrt, verarmt, unerwünscht bei ihren „Gastgebern“, vereinsamt und nur in Kontakt mit ihrer Bediensteten Ellen (die einzig erfundene Figur in diesem Roman), von der sie abhängig ist, die sie liebt und hasst zugleich und immer wieder quält, was diese ihr, wenn möglich, zurückgibt. Abwechselnd beschreibt Mary ihr Leben in der Gegenwart als Gefangene, ihre Versuche aufzubegehren, andererseits schreibt sie auf, wie alles war. Dabei gehen Psychologie und Historie eine höchst anregende und interessante Verbindung ein. Mary analysiert die Rituale, Zwänge und Vorteile, die für eine Angehörige des Adels gelten, aber auch ihre eigene Rolle als „Monster“, als Ausgestoßene selbst in der eigenen Familie. Bitterböse kommentiert sie die politischen Ränkespiele der Zeit, die Verlogenheit, die sich hinter aufgeplusterten religiösen Bekenntnissen verbirgt, und das alles vor einem mit wenigen Strichen gezeichneten, aber sehr lebendig wirkenden Hintergrund: statt Straßen Planken im Schmutz, auf denen eine feine Dame nur in der Sänfte getragen werden kann; Kleider, die man ohne Hilfe, noch dazu mit Marys körperlicher Beeinträchtigung, nicht ausziehen kann; Lebensmittel, die ständig vergiftet oder aber nur verdorben sein können etc. Mary selbst ist zweifellos Opfer, aber sie ist auch Täterin. Auf ihrem eigenen Hochwohlgeborensein beharrt sie jederzeit.