Simon Stranger: Barsakh

Besprechung

„Barsakh“ bedeutet im Islam „Fegefeuer“. Der Autor beschreibt im vorliegenden Buch die Situation von Bootsflüchtlingen während der hochriskanten Flucht über das Meer sowie ihre verzweifelte Sehnsucht nach einem besseren Leben auf einem anderen Kontinent. „Illegale Flucht“ ist ein politisches Thema. Simon Stranger macht daraus in „Barsakh“ einen „real life“-Romane, in dem er an einem jugendlichen Einzelschicksal die Flüchtlingsproblematik aufzeigt: Die fünfzehnjährige Emilie verbringt den Urlaub mit ihrer Familie auf Gran Canaria. Beim Joggen am Strand entdeckt sie ein im Wasser treibendes Boot. Ein dunkelhäutiger Junge winkt ihr mit letzter Kraft zu. Emilie erkennt, dass es sich um afrikanische Bootsflüchtlinge handelt und dass sie ihre Hilfe brauchen. Der Junge, der ihr zuwinkt, heißt Samuel und ist 18 Jahre alt. Er stammt aus Ghana. Wie die anderen überlebenden Insassen des Bootes hat er eine Odyssee hinter sich. 24 Tage waren die Flüchtlinge auf dem Meer unterwegs. Tage, die beherrscht waren von Hunger, Durst, Streit und der immer geringer werdenden Hoffnung lebend die Küste zu erreichen. Nicht alle kommen in Gran Canaria an und bei denen, die es geschafft haben, bleibt die Frage, ob sie unerkannt untertauchen können. „Emilie, Samuel und Gran Canaria“ ist der harmlose Untertitel des Romans im norwegischen Original. Lapidar wird ein Urlaubsszenario am Strand beschrieben, in das unvermittelt die Flüchtlingssituation einbricht. Das Zusammentreffen der beiden Jugendlichen mutet dabei fast bizarr an: Emilie, die ihr Mittagessen „wegrennt“, trifft auf den nahezu verhungerten Samuel. Der Band ist bei bloomsbury crossover erschienen mit der Intention, Jugendliche auf die aktuelle globalgesellschaftliche Situation aufmerksam zu machen. Rupert Neudeck, einer der Gründer der Grünhelme e.V., wünscht sich in seinem Vorwort ein Europa voller mutiger Jugendlicher wie Emilie, die ohne zu zögern helfen und handeln. Neben der Vision einer neuen jungen, aktiven europäischen Generation stellt er ein Grünhelme-Projekt vor, das jungen Afrikanern eine Berufsausbildung bietet, mit der Jugendlichen aus den verschiedensten Staaten Afrikas eine Möglichkeit aufgezeigt wird, als Elektro- oder Solartechniker in ihrem Heimatort einen Gewerbebetrieb oder ein Geschäft aufzubauen, um so in ein neues Leben zu starten. Am Ende des Romans finden sich statistische Angaben zur aktuellen Flüchtlingssituation und Hintergrundinformationen zu Grünhelme e. V. Ein ambitionierter, aktueller Romane, der Politik mit jugendlicher Neugier kreuzt.