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Michael Hatry; Susanna Partsch: Ich will malen! Das Leben der Artemisia Gentileschi

Besprechung

Artemisia Gentileschi (1593 - ca. 1654) ist die Tochter eines erfolgreichen italienischen Malers. Schon als Kind hat sie den Wunsch, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und Malerin zu werden. Der Weg zu diesem Ziel ist allerdings voller Widerstände. Zur damaligen Zeit war dieser Weg den Frauen jedenfalls verwehrt, und die Welt der malenden Männer war durch Konkurrenzdenken, Intrigen und manches Verhalten gekennzeichnet, das uns heute eher merkwürdig vorkommt. Artemisia jedoch gelingt es nicht nur, eine bedeutende, heute anerkannte Malerin zu werden, sie ist auch ein frühes Vorbild für die Ideen, die schließlich weltweit zur Emanzipation der Frau führten. Die Beschreibung des Lebens von Artemisia macht die damaligen Lebensumstände deutlich: Menschen werden, selbst im christlichen Rom, öffentlich hingerichtet, Frauen sind auf bestimmte Rollen festgelegt, die Ehre einer Familie, vor allem eines Mannes, ist mit der sog. „Keuschheit“ seiner Frau verbunden und Geburten sind letztlich lebensgefährlich. Artemisias Mutter stirbt jedenfalls bei einer Geburt und das damals erst 12-jährige Mädchen muss viele ihrer Aufgaben in der Familie übernehmen. Nur mit viel Mühe gelingt es Artemisia die begehrte Anerkennung ihres Vaters zu bekommen. Chancen als Malerin hat man zur damaligen Zeit als Frau ohnehin nur, wenn man sehr reich, wenn man Nonne oder Ehefrau ist. Da sie weder reich ist, noch ins Kloster will, scheint ihr nur ein Leben als Ehefrau künstlerische Möglichkeiten zu bieten. Eine erste Beziehung, die sie als Weg zur Heirat versteht, endet allerdings mit einer Vergewaltigung und schließlich mit der Verurteilung ihres vermeintlichen Liebhabers. Im Rahmen der damaligen Rechtsprechung wird die Malerin auch gefoltert, der Verurteilte geht dagegen nur für fünf Jahre ins Exil. Artemisia, inzwischen eine sehr gute Malerin, heiratet einen anderen und zieht mit ihm nach Florenz, das damals ein Zentrum der italienischen Kunst ist. Die Künstlerin ist als Ehefrau aber weiterhin Opfer der gesellschaftlichen Zwänge zwischen Mann und Frau. Erst langsam gelingt es ihr, sich davon zu befreien, wobei es ihr hilft, dass sie nun lesen und schreiben lernt. Ihr Ehemann entpuppt sich bald als jemand, der Wettschulden hat, wodurch sich Artemisia darin unterstützt fühlt, sich von ihm zu trennen. Schon in Florenz hatte sie Kontakt zu bedeutenden Malern und Wissenschaftlern. Als sie nach Rom zurückkehrt, verkehrt sie auch hier in Künstlerkreisen. In Rom gelingt ihr die endgültige Trennung von ihrem Mann - sie ist frei, nicht nur als Frau, sondern auch als Malerin.

Didaktische Hinweise

Das Buch leistet einen überraschenden Beitrag zur Kunstgeschichte. Zum anderen erlaubt es einen Einblick in die gesellschaftlich bedingten Rollen, die damals von Frauen wahrgenommen werden konnten. Schließlich bietet es aus historischer Sicht einen Einblick in die damaligen Lebensverhältnisse, die immer wieder durch Verarmung, Krankheit und Tod gekennzeichnet waren. Einen wichtige Stütze zum Verständnis des Bandes ist der Anhang, der vor allem ergänzende Biografien zu Malern der Zeit bereitstellt, aber auch zu anderen Persönlichkeiten. Konkrete Hinweise zu Caravaggio, Sandro Botticelli, Michelangelo Buonarotti findet man hier ebenso wie Angaben zu Galileo Galilei oder den Medici. Als Klassenlektüre eignet sich der Band wohl weniger, schon weil man nicht von den Interessen aller Schülerinnen und Schüler ausgehen darf. In der Schulbibliothek sollte das Buch jedoch als Grundlage für individuelle Lektüre zu finden sein.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 7 bis 10

Fächer

  • Geschichte
  • Kunst
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2007

ISBN

9783836951722

Umfang

368 Seiten

Medien

  • Buch