Thimothée De Fombelle: Vango. Zwischen Himmel und Erde
Besprechung
Bereits die Anfangsszene reißt sofort mit und zeigt, dass der Autor lange Jahre Theaterstücke geschrieben hat: Vango steht kurz vor seiner Priesterweihe, da wird er verfolgt, weil er einen Mord begangen haben soll, von dem er selbst nichts weiß. Wie Spiderman klettert er die Wände hoch, um seinen Verfolgern zu entkommen. Wer aber ist Vango? Das wird bis zum Ende dieses ersten Bandes nicht wirklich erklärt (der zweite Band erschien im Juni 2012). De Fombelle vermischt hier Elemente des Abenteuerromans, des historischen Romans, der Fantasy und greift auch immer wieder auf Versatzstücke aus Computerspielen und populären Filmen zurück. Dabei gelingt es ihm in atemberaubender Spannung schnelle und eingreifende Wendungen einzubeziehen, sodass der Lesesog nicht abreißt. Ganz nebenbei werden Elemente der historischen Realität aufgegriffen, neben Stalin tauchen der Luftschiffkapitän Hugo Eckener auf und werden eingebettet in eine Fiktion, die besonders durch die differenzierte Figurenzeichnung besticht: Neben dem mysteriösen Vango sind das etwa eine Mädchen, das ihn liebt, ein Kommissar, der ihn verfolgt, ein Priester, der ihn retten möchte. Die Übersetzung von Tobias Scheffel und Sabine Grebing aus dem Französischen lassen das Feuerwerk der Sprache sehr gut nachvollziehbar werden.
Didaktische Hinweise
Das Buch eignet sich für den Deutschunterricht besonders durch die Verknüpfung von literarischem Anspruch und Anregung zum spannungsbetonten Schmökern. Die vielen Leerstellen und der Puzzle-Charakter durch häufige Zeitsprünge und Ortswechsel treiben die Leserin/den Leser ständig voran. Dadurch – wie auch durch die angesprochenen Themen (Kriminalerzählung, Luftfahrt, Überwinden physischer Grenzen) ist das Buch vor allem für Jungen besonders attraktiv. Gleichzeitig fordern die vielen intermedialen Hinweise zum Nachforschen auf.
Außerdem lassen sich Fragestellungen zum Verhältnis zwischen Fiktion und Geschichte an dem Text festmachen: Ist es erlaubt, Erfundenes und Realität in der Weise zu verknüpfen, wie der Autor es hier tut? Ist Geschichte nicht überhaupt eine Konstruktion, die unterschiedliche Sichtweisen zulässt? Gegen den Romane spricht eigentlich nur, dass er aus zwei Bänden besteht, von denen jeder sehr lang ist, wobei der Cliffhanger am Ende des ersten Bandes die Schülerinnen und Schüler vielleicht dazu treibt, auch den zweiten zu lesen.)
Gattung
- (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
- Romane
- Fantasy
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 7 bis 8Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2011ISBN
9783836953658Umfang
400 SeitenMedien
- Buch
- Hörbuch