Gideon Samson: Sternschnuppensommer

Besprechung

Das kann ja heiter werden! Jakob soll seine Ferien in Griechenland verbringen. Bei einem Vater, an den er sich kaum erinnert, in einem Dorf, in dem ihn niemand kennt. Und das nur, weil seine Mutter mit ihrem Freund alleine in den Urlaub fahren will. Zuerst igelt der Junge sich ein, kann weder mit dem Vater noch mit der unvertrauten Umgebung etwas anfangen. Das Blatt wendet sich, als er den gleichaltrigen Michaelis und dessen niederländische Freundin Puck kennenlernt. Plötzlich füllen sich die Tage mit wunderbaren Unternehmungen, blindem Verstehen, tiefer Freundschaft und erster Liebe. Doch bald werden die starken Gefühle auch zu einem Problem. Dem niederländischen Autor Samson ist eine einfühlsame Geschichte über die Verwirrung der Emotionen an der Schwelle zum Erwachsenwerden gelungen. Sterne gucken, tanzen, den ersten Schluck Wein probieren, die Sonne genießen und bei Dunkelheit ins Meer springen: das sind die Abenteuer, die die drei miteinander teilen. Doch viel interessanter ist das Gefühlchaos dahinter. Denn mit Micha lernt Jakob einen wahren Freund kennen. Mit ihm kann er über alles reden. Als Puck hinzukommt, fürchtet Jakob um die Zweisamkeit mit seinem Freund. Aber stattdessen erkunden sie einfach zu dritt die Insel... bis sich Jakob in Puck verliebt. Nicht nur die intensive Freundschaft bringt Jakob in seinem Entwicklungsprozess voran, sondern auch die Gespräche mit seinem Vater. Nach anfänglichen Annäherungsschwierigkeiten entwickelt der Junge ein inniges Verhältnis zu jenem. Er eröffnet Jakob in vielen Bereichen eine neue Gedankenwelt, die ihm hilft, sich über die eigenen Gefühle klar zu werden. Ganz beiläufig werden konventionelle Vorstellungen von Verliebtsein und Beziehungen über den Haufen geworfen. Eine Besonderheit in Samsons Roman ist die eigenwillige Perspektive: der Erzähler spricht Jakob mit „Du“ an. Das wirkt zuerst befremdlich, aber die Leserin bzw. der Leser wird so nahe mit der Hauptfigur verbunden. Es wirkt, als wäre man im Kopf des Jungen und könnte seiner inneren Stimme zuhören.