Dirk Reinhardt: Trainkids

Besprechung

Die Geschichte beginnt mit der Überwindung des ersten Hindernisses - der Grenze nach Mexiko. Fünf Heranwachsende haben sich dafür zusammengetan, in der Hoffnung, letztendlich illegal in die USA einzuwandern. Gemeinsam wollen sie den Weg durch Mexiko auf den Dächern der Züge meistern. Miguel nimmt in Ich-Perspektive den Leser mit auf die Reise. Ganz nebenbei erfährt man, warum sich die Kinder den Gefahren dieses Unternehmens aussetzen – und am Ende lässt Miguel einen auch an den Zweifeln teilhaben, die angesichts der auf der Reise erfahrenen Brutalität keimen. Reinhardt spart die Begleitkriminalität, die sich entlang der Züge herausgebildet hat, nicht aus – im Gegenteil, sie macht den Großteil des Buches aus. Der authentische Roman basiert auf umfangreichen Recherchen, für die der Historiker Reinhardt in Mexiko Gespräche mit Trainkids geführt, deren Orte er auch besucht hat. Diese fünf Kinder selbst gibt es aber nicht, sie stehen stellvertretend für viele Trainkids. Das nimmt man dem Autor auch ab. Die Sprache ist verständlich. Von Vorteil ist außerdem, dass man den Weg der Kinder auf einer Karte auf dem Rücken des Buches nachverfolgen kann. Im Nachwort legt der Autor nochmals kurz und sachlich die Fakten und Hintergründe dar. Das Buch setzt sich mit Flüchtlingsschicksalen auseinander und ist dabei nicht belehrend. Es kann den Blick für andere Flüchtlingsschicksale öffnen, ohne dabei moralisierend zu sein. Von der Jugendjury nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2016!