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Juliane Breinl: Mein Mauerfall

Besprechung

Von der Teilung Deutschlands bis heute

Der Titel verspricht nicht zu viel: „Mein Mauerfall“ ist ein erzählendes Sachbuch , dessen Stärke darin liegt, dass die Autorin authentisch von persönlichen Erfahrungen berichten bzw. erzählen lassen kann. 

Sie selbst, Jahrgang 1971, wuchs in Leipzig auf und erlebte, was es bedeutet, wenn die Eltern einen Ausreiseantrag stellen, wenn ein Onkel der Familie die Flucht über die Grenze gelingt oder wenn man nach der Wende erfährt, dass ein anderer Onkel die Tante nur geheiratet hat, um die Großfamilie für die Stasi ausspionieren zu können.

Die Verfasserin hat als Zielgruppe Kinder im Alter von ca. 12 Jahren im Blick und präsentiert deshalb mehr als nur eine Ansammlung von interessanten Daten und Fakten. In einer Rahmengeschichte geht es um den 12-jährigen Ich-Erzähler Theo, der während eines Familienwochenendes in Thüringen von Eltern, Großeltern, Onkel und Tante sowie einer verschrobenen Pensionsbesitzerin in die Geschichte der DDR seit ihrer Gründung eingeführt wird. Die vier großen Themenblöcke lauten: 1. Warum war Deutschland geteilt? 2. Nicht nur die Mauer trennte zwei deutsche Staaten 3. Friedliche Revolution im Osten: Die Mauer muss weg! 4. 30 Jahre Mauerfall Gibt es noch „Ossis“ und „Wessis“? 

Juliane Breinl vermag es ganz nebenbei, eine zu oberflächliche Darstellung zu vermeiden. Da kommt der Opa zu Wort, der sich heute noch als „Ossi“ fühlt und seiner DDR nachtrauert, die Tante, die als Kind überzeugte Pionierin war, die Pensionswirtin, die den Russen die Schuld zuweist, und die Mutter, die im Jubiläumsjahr der Mauerfallfeierlichkeiten zugibt, dass sie die „Erinnerungen an die Scheiß-Grenze“ aufregen. Die Fakten, die im hübsch illustrierten Buch präsentiert werden, sind sozusagen die Ergebnisse von Theos Recherche.

Am Ende des Buches steht die Erkenntnis, dass es vieler mutiger Menschen bedarf, die die Mauer zum Einstürzen brachten, dass die Idee eines grenzenlosen Europas absolut zu verteidigen ist und dass Fremdenhass und Rechtsextremismus nicht nur ostdeutsche Probleme sind.

Didaktische Hinweise

Bei einer Lesung in einem Gymnasium vor der versammelten 7. Jahrgangsstufe hat sich gezeigt, dass das Buch bei der Zielgruppe ankommt: Gebannt lauschten sie den persönlichen Erzählungen und waren bei ihren Fragen vor allem an Themen der Flucht interessiert. Aktuelle Filme wie z.B. „Ballon“ (2018) boten den Jugendlichen Anknüpfungspunkte an ihr Vorwissen. Entscheidend ist, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Beschäftigung mit diesem Themenkomplex recht leicht verstehen können, dass die Vergangenheit Auswirkungen auf unser Leben heute hat und dass bestimmte Fragestellungen, wie z.B. die nach der Meinungsfreiheit oder die nach dem Umgang mit persönlichen Daten (soziale Netzwerke) auch heute noch hochaktuell sind!

Als Zusatzmaterial stellt Ihnen #lesen.bayern einen EduBreakout zur Verfügung, in dem – auf sehr motivierende Weise – die Lese- und Förderung der 4K-Skills verknüpft werden.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Geschichte, Archäologie
  • Politik, Gesellschaft

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 6 bis 9

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Politische Bildung
  • Kulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2019

ISBN

9783845831916

Umfang

144 Seiten

Medien

  • Buch