Izlihan Alptekin: Ayla – Das Licht in der Dunkelheit
Besprechung
Die 19-jährige kurdische Autorin, Abiturientin eines deutschen Gymnasiums, thematisiert in ihrem Erstling ein besonders brennendes Problem jugendlicher Migranten, nämlich die Liebe zweier Menschen über alle soziokulturellen und religiösen Barrieren hinweg. Ayla, Tochter kurdischer Einwanderer, trifft zu Beginn ihres letzten Schuljahres auf Tyron, der neu in ihre Klasse gekommen ist, weil sein Vater auf eine neue Stelle als Schuldirektor versetzt wurde. Noch dazu zieht Tyrons Familie in das Haus ein, in dem auch Ayla wohnt. Die beiden jungen Leute sind von ihrer ersten Begegnung an voneinander fasziniert. Sie kommen sich rasch näher, werden ein Liebespaar, erleben miteinander schöne, zart und schwärmerisch nachgezeichnete Stunden und können ihr Glück kaum fassen. Der idealistischen Überhöhung Tyrons durch Ayla folgt aber bald der Tiefschlag: Tyrons Eltern sind gegen die Verbindung mit einer Migrantin. Grund dafür ist nicht die Ablehnung der Ausländerin, sondern schlichtweg ihre Angst, dass die kurdischen Eltern die Verbindung ihrer Tochter mit einem Nicht-Kurden als Angriff auf ihre Familienehre werten und dafür an ihrer Tochter Rache nehmen, was ihren (und vielleicht auch Tyrons) Tod bedeuten würde. Dieser Angst, die aus einem von den Medien geschürten Vorurteil resultiert, erliegt auch Tyron. Von Kummer gequält zieht er sich von Ayla zurück. Mit ihr darüber zu sprechen, hat er nicht den Mut. Ayla glaubt sich betrogen. Sie versteht Tyron (und die Welt) nicht mehr, eben weil er nicht mit ihr über die Gründe seines „Rückzugs“ spricht. So entfalten die Vorurteile ihre zerstörerische Macht – die Beziehung zwischen den beiden Liebenden droht zu scheitern. Es ist ein langer Weg, den Tyron (und seine Eltern) zurücklegen müssen, bis er schließlich den Mut findet, Ayla die Wahrheit zu sagen: dass es nur die Angst um sie (und auch um ihn selbst) war, die ihn auf Distanz gehen ließ. Erst als die beiden an ihrem physischen und psychischen Leiden an der Trennung fast zugrunde zu gehen drohen, kann sich Tyron von dieser Angst freimachen. Er beschließt zu ihren Eltern zu gehen und ihnen seine Liebe zu Ayla zu gestehen. Das Buch endet mit diesem Geständnis. Seine Angst hat Tyron jetzt endgültig besiegt. Es bleibt allerdings offen, wie ihre Familie darauf reagiert. Dieser Schluss gibt dem Roman den entscheidenden Kick: Mit dem Verzicht auf ein eindeutiges Happy End zeigt die junge Autorin, dass sie sich der Problematik des Themas durchaus bewusst ist. Das lässt hinwegsehen über manches Klischeehafte im Verlauf des Geschehens, über eher plakativ gezeichnete Figuren, über manche Längen und auch über Holprigkeiten im Stil, die ein großzügiges Lektorat vielleicht der Authentizität zuliebe passieren ließ. Das im Wechsel aus Aylas und Tyrons Sicht jeweils in der Ich-Form präsentierte Geschehen lässt den Leser ungefiltert tief in das Innere der beiden Zentralfiguren blicken und mit ihnen fühlen. Vor allem aber in der Titelheldin Ayla ist der Autorin eine ebenso eindringliche wie glaubwürdige Romanheldin gelungen.
Didaktische Hinweise
Einsetzbar in Projekt-Seminaren zum Themenkreis „Interkulturalität“ oder als Ausgangspunkt für die Problematisierung der Rolle der Medien als Vermittler von soziokulturellen Klischees
Gattung
- Romane
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Interkulturelle Erziehung
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
Erscheinungsjahr
2013ISBN
9783862797875Umfang
202 SeitenMedien
- Buch