Charles Jackson: Die Niederlage
Besprechung
Es ist 1943, der zweite Kriegssommer für Amerika, und der junge Professor John Grandin schließt sein Haus ab, weil er sich zu einem Urlaub ohne die zwei Kinder mit seiner Frau Ethel treffen soll. Die freien Tage, bewusst auf die Vollmondzeit gelegt, sollen auch der Ehe wieder auf die Sprünge helfen, die in eine laue Alltagsbeziehung zu münden droht. In Johns Bewusstsein ist es eher eine unerklärliche Unruhe, die ihm Schuldgefühle einflößt. Gleichzeitig ist Ethel unterwegs, um die Kinder zu ihren Eltern zu bringen, und sie hat sehr konkrete Gedanken über ihre Ehe und das, was gerade falsch läuft. Sie spürt ein wachsendes Desinteresse ihres Mannes, getarnt durch routinemäßiges Verhalten und oberflächliche Freundlichkeit. Schon auf dem Weg an die Küste nach Nantucket begegnet John dem wesentlich jüngeren Captain Cliff Hauman, der auf Fronturlaub ist und mit seiner Freundin reist. Er fühlt sich stark zu Cliff, der in seiner Marine-Uniform den Helden des Weltkriegs verkörpert, hingezogen und der junge reichlich primitive junge Mann weicht voller Bewunderung nicht von seiner Seite. Dass dessen Gefühle für John ganz anderer Natur sind als die Johns, der sich seine homoerotische Neigung einzugestehen beginnt, führt zu einem grausamen Ende, obwohl sich John entschuldigt und Ethel sich zuletzt für ihren Mann entschieden hat.
Formal ist der Romane eher bieder, die personale Erzählung wechselt zwischen den Protagonisten Ethel und John.
Didaktische Hinweise
Der Roman aus dem Jahr 1946, der zweite des Autors nach dem durch seine Verfilmung berühmt gewordenen „Lost weekend“, ist handlungsarm, dafür stark in der Erzählform. Die Charaktere werden realistisch, aber sehr einfühlsam gezeichnet. Von dem schlimmen Ende her kann diskutiert werden, ob es sich um eine der Zeit angepasste kritische Darstellung einer homoerotischen Beziehung handelt. Klaus Mann begrüßte das Buch, weil er sich erhoffte, das Publikum erkenne dadurch die Bedeutung des Problems. Der Titel legt eher ein moralisches Urteil nahe. Parallelen und Unterschiede zu Thomas Manns „Tod in Venedig“ sind aufzuspüren: z.B. droht John Grandin zu ertrinken und wird von seinem „Helden“ in letzter Minute gerettet, während Aschenbach der Sumpfseuche Cholera stirbt.
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Englisch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783863002091Umfang
300 SeitenMedien
- Buch