Alain Cl. Sulzer: Aus den Fugen

Besprechung

Marek Olsberg, ein berühmter Pianist, bricht mitten in der Hammerklaviersonate das Spiel ab und verlässt den ausverkauften Konzertsaal. „Das war's dann“ ist seine einzige Erklärung für das Publikum. Dieses unerhörte Ereignis hat Auswirkungen auf eine ganze Reihe von Menschen: Gekonnt führt sie der Erzähler zum Wendepunkt hin und davon wieder weg, keiner bleibt danach, wie er war, nicht nur Olsberg ist „aus den Fugen“: Esther geht aus dem Haus im Bewusstsein, eine langjährige glückliche Ehe zu führen. Als sie (verfrüht!) heimkommt, muss sie entdecken, dass ihr Mann sie seit Langem betrügt. Sophie erfährt während des Konzerts, dass ihre Nichte Klara die Geliebte des Mannes ist, der Sophie verlassen hat. Olsbergs Agent, ein früherer Liebhaber, möchte den Pianisten mit seinem jungen Geliebten Nica beeindrucken. Stattdessen verlässt ihn dieser nach einem Streit und trifft ausgerechnet Olsberg beim Biertrinken in einer Bar. Der Werbemensch Johannes betrügt seine Frau mit einer Escort-Dame, die sich als die Tochter seines besten Freundes herausstellt. Beim Telefonat mit der Gattin verrät er sich, weil er behauptet, in Olsbergs Konzert gewesen zu sein, aber nichts von dem Skandal weiß. Weitere Figuren werden mit sich selbst und ihren schwierigen oder unbefriedigenden Lebensumständen konfrontiert, das Unvermutete und nicht Berechenbare ist in all die unglücklichen oder nur vermeintlich glücklichen Lebensläufe eingebrochen.

Der Autor ist Schweizer und bekam u. a. 2009 den Hermann-Hesse-Preis, sein GesellschaftsRomane besteht aus kunstvoll verflochtenen Episoden und ist aus wechselnden Perspektiven erzählt. Das Buch ist als Leseangebot für die Schulbibliothek geeignet. Sowohl vom Erzähltechnischen als auch vom Inhaltlichen her lohnen sich Analysen in Fach- oder Seminararbeiten.