mobile Navigation Icon

#lesen.bayern » Bücher für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene » Besprechungen Sachbücher » andere Länder & Kulturen, Reisen, Abenteuer

Christian Y. Schmidt: Bliefe von dlüben

Besprechung

Die kurzen Texte dieses Handbuchs, das bis zum „China-Abitur“ führen soll, beruhen auf den Titanic-Kolumnen des in Peking lebenden Autors, der mit einer Chinesin (seiner „Dolmetscherin“) verheiratet ist und entsprechend eine (von deutlicher Sympathie getragene) Innensicht der Dinge vorträgt. Witzig und übertrieben berichtet er z. B. von der mangelnden Naturliebe der Chinesen, von ihrem lautstarken Umgangston, der eigenartigen Kleidermode, den kulinarischen Spezialitäten, dem Umgang mit Verboten und Geboten, dem wirtschaftlichen Boom. Unsere Vorstellungen von der brutalen Diktatur mit verängstigten Untertanen erfüllt er dabei nicht.

Didaktische Hinweise

Hochgelobt wird das Buch von der Kritik: Man könne den geistreich-sarkastischen Darstellungen mehr zutreffende Informationen entnehmen als manchem ernsthaften China-Führer. Ganz kann sich die Rezensentin dem nicht anschließen. Sicher, man erfährt auf unterhaltsame Weise viel Neues. Für die Schulbibliothek aber erscheint die Darstellung oft zu gewollt flapsig und locker und auch recht verharmlosend: Zensur gibt es in China nur für die Dummen, alle anderen kommen damit glänzend zurecht, so kann man es natürlich auch sehen.

Dennoch sollte der Lehrer über dieses andere China-Buch Bescheid wissen, um es z. B. bei Projekten als Zusatzinformation empfehlen zu können. Als Satire allerdings können die Texte des Buches durchaus gefallen und bieten sich auch wegen ihrer Kürze und Geschlossenheit als Fundgrube für die Text- und Sprachanalyse in der Oberstufe an, so z. B. „In den gelben Bergen“ (S. 75-78):Textart: informativ-narrativTextsorte: GlosseInhalt: Bericht über eine Reise des Verfassers mit seiner Ehefrau nach Huangshan (Gebirge, beliebtes Reiseziel in China), ironisch-übertriebene Beschreibung des für Europäer eigenartigen Verhaltens der ChinesenMittel der Darstellung: Beschreibung der angeblichen Naturfeindlichkeit der Chinesen, die alles tun, um „den brutalen Natureindruck zu korrigieren“ (Ironie, 75) und um „den ungeschliffenen Bergen Manieren beizubringen“ (Personifizierung, 75). Abwertend ist die Rede von „Drecksnatur“ (78), die es mit metaphorischer Übertreibung „richtig einzuschüchtern“ (78) gilt. Mit Anaphern „Ob [...], ob [...]“ (76) wird die Vielzahl der Menschen beschrieben, komische Wortneuschöpfungen wie „vertreppen“ und „verseilbahnen“ (vgl. 76) zeigen die rigorosen Eingriffe in die Natur. Wiederholte Zitate der Hinweisschilder in den Bergen, die um Ruhe bitten oder auf die Naturschönheiten hinweisen, werden mit Hinweisen auf das tatsächliche Verhalten der Bewohner ironisch karikiert. Eine Menschenmenge auf dem Gipfel stelle eine Situation dar „wie zu Stoßzeiten in der Pekinger U-Bahn“ (77) oder im neuen China hätten die Menschen „Geld wie Reis“ (75) - mit solchen anschaulichen (chinesischen) Vergleichen arbeitet der Verfasser immer wieder. Viele Überzeichnungen ergänzen das Bild und sorgen für die komisch-übertriebene Wirkung eines Volkes angeblicher „Naturbanausen“...Abrundung: Verfassen einer Glosse über deutsche Naturbegeisterung oder deutsches Reiseverhalten.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • andere Länder & Kulturen, Reisen, Abenteuer

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geografie/Erdkunde

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783871346583

Umfang

223 Seiten

Medien

  • Buch