Thomas Melle: Sickster
Besprechung
Die Schulkameraden Thorsten Kühnemund und Magnus Taue begegnen sich als Angestellte eines Öl-Konzerns mit Sitz in Berlin. Thorsten ist Manager und arbeitet Verkaufskonzepte aus, die er anhand von PowerPoint-Präsentationen wortgewaltig – daher sein sprechender Name – vorstellt. Magnus schreibt für die Hauspostille des Konzerns. Thorsten ist mit Laura liiert, lebt in einer mit Designer-Möbeln ausgestatteten Berliner Altbauwohnung und kommt nicht aus ohne den abwechselnden Konsum von Red Bull und Alkohol, die er vom Aufstehen an in sich hineinschüttet. Er nennt sich einen "Hedonisten, einen Augenblicksjongleur unter der Maske des erfolgreichen, verantwortlichen Managers". Abends zieht er durch die angesagten Clubs der Stadt und schleppt ohne Rücksicht auf seine Freundin wahllos Frauen ab. Magnus, seit einem missglückten Abi-Streich von einem Tinnitus geplagt, versucht eine ehemalige Schulfreundin für sich zu gewinnen, die ihm jedoch ihre Schwangerschaft gesteht. Ansonsten lebt er zurückgezogen, von einer als bedrängend empfundenen Außenwelt abgeschottet. Laura und Magnus, beide Thorsten intellektuell weit überlegen, versinken in psychische Krankheiten, treffen zufällig in der Psychiatrie aufeinander und verlieben sich. Im letzten Kapitel wirbelt eine geniale Lüge, die Magnus weltweit verbreitet, die Ölkonzerne gewaltig auf. Als die Lüge auffliegt, wird das von den drei Protagonisten besetzte Konzerngebäude gestürmt, während diese auf dem Dach sitzen und picknicken. Zuletzt springt Magnus vom Dach. Der Romane ist in berauschendem Tempo geschrieben, ohne dass wesentliche Handlung erfahrbar würde. Eine Flut von Kommentaren, Beschreibungen und Urteilen geben dem Leser Stoff zum Nachdenken oder lassen ihn auch ermüden an so viel Anspruch.
Didaktische Hinweise
Ein Vergleich mit dem Pop-Romane Faserland von Christian Kracht wäre denkbar. Die Hipster-Kultur, auf die im Titel angespielt wird (mit engl. Sick), könnte erforscht werden, z. B. auf Grundlage von Marc Greif: Hipster. Eine transatlantische Diskussion (Suhrkamp 2012). Der Dokumentarfilm Work hard, play hard von Carmen Losmann illustriert eine Arbeitswelt, in der ein künstliches und ausbeuterisches System aus Normen und Bewährungsproben dem Menschen die Freiheit suggeriert, etwas aus sich zu machen und idealerweise in einen Flow zu geraten, so dass er das Arbeiten gar nicht mehr aufhören will.
Gattung
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
Erscheinungsjahr
2011ISBN
9783871347191Umfang
333 SeitenMedien
- Buch