James Gordon Farrell: Troubles

Besprechung

1919 reist der englische Major Brendan Archer, vom Krieg gezeichnet, orientierungslos und liebenswürdig, an die irische Ostküste zu seiner ihm nicht gerade vertrauten Verlobten, die kurze Zeit später stirbt. Ihr Vater besitzt ein riesiges, ehemals mondän-prunkvolles Hotel, das „Majestic“. Noch immer gibt es einige Stammgäste, zumeist alte Damen und (wenige) Herren, die dem maroden Gebäude, seinem polternden Besitzer Edward Spencer und den einigermaßen unfähigen Dienstboten die Treue halten. Zu einigen amourösen Verirrungen und Verwirrungen kommt es mit der schillernden Irin Sarah, sie ist wie all die anderen Personen lebendig und überzeugend gezeichnet. Während das Hotel (natürlich immer auch metaphorisch) mehr und mehr verfällt und verkommt (geradezu unheimlich breitet sich die Vegetation im Palmengarten aus und die Anzahl der Katzen ist unbeschreiblich), erfährt der Leser gleichsam nebenher von den Konflikten der englisch-protestantischen Oberschicht mit den irischen Katholiken. So wird etwa die Ignoranz der Engländer angesichts des Hungers der Bevölkerung deutlich, wenn Leute im Abfall des Hotels nach Essbarem wühlen und andererseits Edward seinen neuesten Spleen auslebt und Ferkel mit Kuchen füttert. Trotz allem gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei, die Figuren haben ihre positiven und negativen Seiten. Die Figurenzeichnung und die Darstellung des Ambientes sind grandios, man lernt viel über den anglo-irischen Konflikt, die historischen Anmerkungen sind dabei sehr hilfreich. Warm zu empfehlen. (Aus dem Englischen übersetzt von Manfred Allié)