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Vanessa Springora: Die Einwilligung

Besprechung

Autobiografische Erzählung über die Vereinnahmung einer Dreizehnjährigen durch einen 40 Jahre älteren Schriftsteller.

Die Verlegerin und Autorin nennt sich V. und berichtet von ihrer Kindheit, aus der ihr dominanter Vater bald verschwand und die von Alleinsein, Frühreife und Büchern gekennzeichnet war. Ihre schöne Mutter arbeitete bis zu dessen Pleite in einem Verlag, redigierte dann Reiseführer und genoss die Begegnungen mit bekannten Pariser Künstlern und Schriftstellern. Als sich ein sich in seinen Texten offen zu pädophilen Neigungen bekennender Schriftsteller G. M. für ihre dreizehnjährige Tochter zu interessieren beginnt, legt sie ihm nach anfänglicher Eifersucht kein Hindernis in den Weg. Es beginnt eine heftige Affäre, während derer V. sich auch für das Schreiben zu interessieren beginnt. Dass sie viel zu jung ist, um sich täglich in einem Hotelzimmer (G. M.s Wohnung wird von Verehrerinnen belagert) mit einem wesentlich älteren Mann zu treffen, scheint der Schülerin kein größeres Problem zu sein. Doch beginnt sie bald zu zweifeln, ob es sich um eine Liebesbeziehung handelt. Als ihr eine Notiz in die Hände fällt, in der er vom Treffen mit der Schülerin Nathalie schwärmt, ist für V. nach fast zwei Jahren das Ende erreicht, auch wenn G. M. versucht, auf den Unterschied zwischen Fiktion und Realität zu verweisen, um sich aus der Verantwortung zu ziehen. Es ist der Berühmtheit des Autors G. M. und der laxen französischen Gesetzgebung geschuldet, dass man, anstatt Unterstützung anzubieten, dem verzweifelten Mädchen vorhält, er sei eben ein Künstler und von ihm auserwählt zu sein, sei eine Ehre. Die Veröffentlichung von Springoras Memoir im Januar 2020 führte zu einer Welle von Protesten auch im Rahmen der #meToo-Bewegung. Der Verlag von Gabriel Matzneff (G. M.) nahm 30 Jahre nach der Affäre sofort alle Bücher des Autors aus dem Programm. Vanessa Springora setzt in ihrem Buch einen weiteren Schwerpunkt auf ihren Weg zum Schreiben. Der Anteil G. M.s daran bleibt allerdings marginal.

Didaktische Hinweise

Der Umgang mit Liebesbeziehungen zwischen Personen unterschiedlichen Alters ist in Frankreich immer wieder künstlerisch aufgearbeitet worden. Zwischen romantischer Liebe und „relation toxique“ ist die Bandbreite groß. Interessant ist dabei die Gesetzgebung und deren unterschiedliche Sichtweise bei Beziehungen zwischen älteren Frauen und jüngeren Männern wie in dem auf Tatsachen beruhenden Film „Mourir d'aimer“ aus dem Jahr 1971 und der Neuverfilmung 2009. Man kann sich fragen, wie Springoras Titel zu verstehen ist. Sie stellt dem zweiten Kapitel mit der Überschrift „La proie“ zwei Definitionen des Begriffs „consentement“ voran, dessen Übersetzung Einverständnis oder Einwilligung ist, nennt aber das einschlägige dritte Kapitel „L'emprise“, also Vereinnahmung. Zwischen diesen Begriffen spielt sich die derzeitige Diskussion über Gewalt, Missbrauch, Freiheit und Kunst ab.

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Französisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Interkulturelle Erziehung

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

10

ISBN

9783896676832

Umfang

174 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book