Elisabeth Helland (Text) Larsen; Marine (Ill.) Schneider: Das Leben und ich - Eine Geschichte über den Tod
Besprechung
Ganz in Blaugrün gehüllt mit farbenfrohen Blumen im Haar begrüßt ein Mädchen auf einem pinken Fahrrad die Leserinnen und Leser mit den erschreckenden Worten „Ich bin der Tod“. Sie fährt durch die Welt und hält an vielen Orten und bei den unterschiedlichsten Lebewesen an. So erfährt der Leser in wenigen Worten, dass sie kommt, um kleine und große Tiere, vom Leben Satte, aber auch Kinder mit warmen, weichen Händen und sogar Ungeborene mit sich zu nehmen. Dabei hält sie sie liebevoll an der Hand, drückt sie voller Fürsorge an ihre Brust und stützt oder trägt sie. Sie verspricht auf alle drängenden Fragen rund um ihre Person Antworten zu geben und erklärt, warum es das Leben nicht ohne den Tod gibt. Und sie macht Hoffnung, dass die Liebe nie stirbt, auch wenn sie auf den Tod trifft. Mit ihrem von Ursel Allenstein aus dem Norwegischen übersetzten Bilderbuch „Das Leben und ich – eine Geschichte über den Tod“ widmen sich die norwegische Autorin Elisabeth Helland Larsen, die hier ihre Erfahrungen aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf einer Kinderpalliativstation einfließen lässt, und die belgische Illustratorin Marine Schneider einem tabuisierten und doch allgegenwärtigen Thema. In klarer, poetischer Sprache und behutsam gewählten Worten erzählt die Autorin frei von jeglichen Klischees von vielen Facetten des Todes und berührt drängende Fragen. Die Zusammengehörigkeit von Leben und Tod sowie die Liebe als überdauerndes Element finden allerdings etwas abrupt Eingang in das Buch. Insgesamt aber zeichnet bereits die sprachliche Gestaltung ein Bild der Zuversicht und der Hoffnung, was durch die filigranen, farbenfrohen Bilder zusätzlich verstärkt und ausdifferenziert wird. So wird der Tod nicht als skelettierte, schwarze Gestalt, sondern als sanftmütiges, behutsames Mädchen präsentiert, das Menschen und Tiere nicht in den Tod reißt, sondern geduldig auf sie wartet, bis die Zeit gekommen ist. Vor allem auch die farbenfrohen, detailreichen Bleistiftzeichnungen geben dem schweren Thema eine gewisse Leichtigkeit und lassen Raum für kleine und große Entdeckungen. Immer spiegeln sie auch farblich den Tod wieder, indem die Bilder das Blaugrün des Mädchens und die farbenfrohen Blumen aufnehmen. Trotz der illustratorischen Leistung sind die Zeichnungen durchaus Geschmackssache. Das Mädchen alias Tod wirkt wie verschleiert, weil ihre Haare in das Blaugrün der Kleidung übergehen, Gesicht und Mimik sind höchstens angedeutet. Stirbt ein geliebtes Haustier oder gar ein geliebter Mensch, haben Kinder oft drängende Fragen, die vor Eltern und Bezugspersonen schwer zu beantworten sind, weil es keine eindeutigen Antworten gibt. Aber dieses Nichtwissen, macht Angst. So kann dieses Bilderbuch helfen, passende Worte für ein schwieriges Thema zu finden. Es hilft vor allem den Tod als etwas zum Leben Dazugehöriges zu begreifen ohne die Trauer um einen geliebten Menschen zu negieren.
Didaktische Hinweise
Auch wenn das Bilderbuch vom Verlag bereits ab 4 Jahren empfohlen wird, scheint es mir wegen seiner sprachlichen und illustratorischen Aufmachung eher für ältere Grundschul- oder eventuell sogar für Schülerinnen und Schüler der Unterstufe geeignet. Als Aufhänger für Gespräche über das Thema „Tod“ kann es schrittweise vorgelesen und mit produktionsorientierten Methoden angereichert werden. Bei der Wahl der Methode sollte man allerdings den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, ihre eigenen Erfahrungen mit einfließen zu lassen, ohne sie einer größeren Öffentlichkeit preisgeben zu müssen. Mögliche Methoden wären z. B. Schreiben zu einem Bild oder zu einem Absatz; eine Zeile oder einen Absatz auf unterschiedliche Weise schriftlich ausdifferenzieren; Gefühle, Stimmungen, Gedanken, Gespräche der Figuren im Bild in Form von Sprech-/Gedankenblasen oder collagiert zum Ausdruck bringen; eine Parallelgeschichte zum Thema „Leben“ verfassen; die Geschichte in ein Gedicht umschreiben. Ob die eigenen Produkte präsentiert werden, sollte jeder/jedem Schüler/-in selbst überlassen werden. Sie können aber auch unpräsentiert Türöffner und thematische Gesprächsanlässe bieten. So eignet sich dieses Bilderbuch bestimmt für eine angeleitete Auseinandersetzung mit dem Thema „Tod“ in unterschiedlichen Fächern, aber auch für die Trauerbewältigung im individuellen und kollektiven Ernstfall.
Gattung
- Bilderbücher
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 3 bis 6Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783899557701Umfang
48 SeitenMedien
- Buch