Deborah Feldman: Überbitten
Besprechung
Bei „Überbitten“ handelt es sich um die Fortsetzung des Beststeller-Romans „(Un)orthodox“ von Deborah Feldmann. Deborah Feldmann, die die chassidische ultraorthodoxe Satmaer-Gemeinschaft im New Yorker Stadtteil Williamsburg verlassen hat, berichtet in „Überbitten“ von ihrer Suche nach einer neuen Identität. Durchzogen ist der Romane von dem Gefühl, nirgends dazu zu gehören. Auf Anraten ihrer Anwältin zieht Deborah Feldmann zunächst an die Upper East Side, denn nur hier, im juristisch liberalen Manhattan, ist es Feldmann möglich, die Ehe zwischen ihr und ihrem ultrakonservativen Ehemann zu lösen und das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn Eli zu erhalten. In diese Zeit fällt auch der unerwartete Erfolg ihres Romanes „Unorthodox“. Überrumpelt von der Medienwirksamkeit ihres Romanes und auch um möglichen Anfeindungen der ehemaligen Satmarer-Gemeinde zu entgehen, zieht Debora Feldman zusammen mit ihrem Sohn von New York nach Neuengland. Hier - nun finanziell unabhängig - eignet sie sich einen Kanon aufgeklärter jüdischer Autoren wie z.B. Jean Améry, Primo Levi, Imre Kertész, Joseph Roth an und sie lernt einen Künstler kennen, mit dem sie ihre ersten Reisen nach Europa unternimmt. Weitere Reisen folgen. Getrieben sind diese Reisen nicht nur von der Frage, wie man heute als aufgeklärte „globale“ Jüdin in Europa leben kann, sondern auch von der Suche nach ihren eigenen familiären Wurzeln. Immer wieder wird Feldmann dabei von Ängsten und Zweifeln übermannt, die sie auf das schmerzliche Erbe und ihre Erziehung durch ihre Großmutter, die den Holocaust überlebt hat, zurückführen kann. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es lange dauert, bis Feldmann auch Deutschland besucht, wo sie – ausgerechnet im Land der Täter – eine neue Heimat findet. Bei „Überbitten“ handelt es sich im ein sehr komplexes, aufrüttelndes Buch, das – trotz einiger Längen – zeigt, dass die Geschichte nie abgeschlossen ist. Die jüdische Perspektive, über die Feldmann verfügt, zeigt gerade nichtjüdischen Leserinnen und Lesern die enge Verbindung der jüdischen Tradition mit der europäischen. Die Tatsache, dass Feldmann gerade in Europa immer wieder auf einen latent vorhandenen Antisemitismus stößt, ist erschütternd.
Didaktische Hinweise
Auch wenn „Überbitten“ aufgrund des Umfangs nicht als Klassenlektüre geeignet ist, handelt es sich um einen Romane, den man Schülerinnen und Schülern im Anschluss an Deborah Feldmanns ersten Romane „(Un)orthodox“ zur Lektüre empfehlen kann. Die letzte Passage, in der Debora Feldmann durch Zufall in einem Schwimmbad auf den Neonazi Zech stößt, dessen Prozess sie dann auch miterlebt und beschreibt, lohnt sich, im Unterricht zu besprechen. Vielen Schülerinnen und Schülern ist vielleicht nicht bewusst, wie weitverbreitet Antisemitismus in Deutschland bei bestimmten Gruppen immer noch ist.
Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Biografien, Autobiografien, Porträts
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
Erscheinungsjahr
2017ISBN
9783906910000Umfang
704 SeitenMedien
- Buch