Hans-Herbert Holzamer: Lampedusa oder die Illusion von Glück

Besprechung

„Lampedusa oder die Illusion von Glück“ greift ein aktuelles und umstrittenes Thema auf: die Frage des Umgangs mit den Flüchtlingen, die nahezu täglich - oft unter Einsatz des eigenen Lebens – das „gelobte Land“ Europa über das Mittelmeer erreichen wollen. Schnell wird dabei klar, dass es für viele Probleme keine eindeutig richtige Lösung gibt. Im Reportagestil und meist kürzeren Kapiteln wechseln Schauplätze und Protagonisten, die wissentlich oder unwissentlich teilweise völlig unterschiedliche Interessen vertreten und selbst wenn sie glauben, aus eigener Überzeugung zu handeln, oft von anderen Interessen gesteuert werden. Um Juve Juvenal und Jana Tahabahi aus Ruanda entwickelt sich so ein spannungsgeladener (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur) mit gnadenlosen Profiteuren der Schlepperorganisationen, mit skrupellosen Killern, mit aus politischen Interessen gesteuerten Geheimdienstaktionen und mit „Helden“, die selbst immer tiefer in Schuld und Verbrechen verstrickt sind. Die von Kapitel zu Kapitel wechselnden Ansätze und der Reportagestil verhindern eine Identifikation mit den einzelnen Figuren, bieten dafür aber die Chance, sich unvoreingenommen und distanziert mit den unterschiedlichsten und teils abstrusen Vorstellungen zur Thematik der nach Europa fliehenden Menschen auseinanderzusetzen, die alle einen realen Hintergrund haben.