Barbara Kindermann: Die Räuber nach Friedrich Schiller
Besprechung
Karl und Franz sind zwei Söhne eines fränkischen Grafen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Karl, der Erstgeborene, ist gutaussehend, freigiebig, mutig und in seine schöne Cousine Amalia verliebt, wie sie in ihn. Franz dagegen ist hässlich, hinterlistig, gar böse und vor allem neidisch auf seinen Bruder, der ja mit so vielen Vorzügen ausgestattet ist. Er versucht mit allen Mitteln Karl bei ihrem Vater, dem alten Maximilian Moor, schlechtzumachen, denn er möchte selbst gern Herr auf Schloss Moor werden. Als Karl zum Studium nach Leipzig zieht und dort in zweifelhafte Gesellschaft gerät, wittert Franz seine Chance. Er fängt einen reumütigen Brief Karls an den Vater ab und fälscht ihn so, dass Karl darin als ehrloser Verbrecher erscheint, damit der alte Moor seinen Ältesten verstößt, was dieser auch tut. Als Karl die vom Vater ersehnte Vergebung nicht erfährt, sondern durch seinen Bruder per Brief mitgeteilt bekommt, dass ihn der Vater enterbe, lässt er sich von seinen Kumpanen dazu überreden, zusammen mit ihnen eine Räuberbande zu gründen, deren Anführer er sein will. Franz indessen versucht durch List und Tücke Herr auf Schloss Moor zu werden und, allerdings vergeblich, die Gunst Amalias für sich zu gewinnen. Die Räuberbande um Karl besteht zum großen Teil aus ehr- und ruchlosen Verbrechern, teils aber auch aus im Kern ehrlichen Menschen; im Grunde ist Karl selbst ein anständiger Mann geblieben: Er bestiehlt Reiche und gibt das Diebesgut den Armen. Nach und nach wird Karl aber bewusst, dass viele in der Bande so edelmütig nicht handeln, dass vielmehr Plünderungen und Mordlust um sich greifen und überhand nehmen. So spielt er mit dem Gedanken, die zweifelhaften Gefährten zu verlassen. Als er aber erfährt, dass sie von einer Übermacht an böhmischen Truppen umzingelt sind, bringt er es nicht übers Herz sie in dieser ausweglosen Lage im Stich zu lassen. Er kämpft sich mit ihnen aus der Umzingelung frei. Kurz darauf entbrennt in Karl ein sehnlicher Wunsch: Einmal noch möchte er in seine Heimat zurückkehren und seine Familie sehen. Zusammen mit seinen Räubern erreicht er nach Tagen das väterliche Anwesen und erfährt dort von einem ihm wohlgesonnenen Diener, dass sein hasserfüllter Bruder das Verhältnis zu seinem Vater durch List und Betrug scheinbar vergiftet hat. Der alte Moor indes ist aber entgegen der Vermutung gar nicht gestorben, sondern lebt als gebrochener Mann in einem alten Turm wie in stiller Kerkerhaft. Karl will ihn rächen, doch Franz hat sich indessen angesichts der für ihn nun ausweglosen Lage bereits selbst gerichtet. Als Amalie ihren geliebten Karl endlich wieder in ihre Arme schließt, machen die Räuber ihren Hauptmann darauf aufmerksam, dass er ihnen seine Treue geschworen hat. So entschließt er sich zur Läuterung, sowohl Amalie als auch die Räuberbande zu verlassen und sich der Obrigkeit zu stellen, um für seine Taten Sühne zu leisten - aus freiem Entschluss. Die hier vorliegende Nacherzählung von Friedrich Schillers gleichnamigem Stück besticht, was den Text anbelangt, durch ihre Geradlinigkeit. Ohne Umschweife wird der Leser in den Bann dieser Dilemmasituation gezogen, in die Karl Moor teils durch eigenes Verschulden, teils durch die Hinterhältigkeit seines Bruders gerät. Das Besondere an dieser Ausgabe ist sicherlich die reichhaltige Bebilderung des Buches: Auf jeder zweiten Seite findet sich eine jeweils die ganze Seite einnehmende Illustration von Klaus Ensikat, der für seine Arbeit 2010 den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur verliehen bekommen hat.
Didaktische Hinweise
Das vorliegende Buch wie auch die anderen Titel der Reihe „Weltliteratur für Kinder“ des Kindermann Verlags sollten ob ihrer Liebhaberqualitäten in keiner Schulbibliothek fehlen. Gerade für Schülerinnen und Schüler, welche ihren Zugang zu Büchern über Bilder bekommen, ist die Reihe sehr empfehlenswert. Obwohl der Preis der Ausgabe allerdings einer Verwendung als Klassenlektüre im herkömmlichen Sinn entgegenspricht, ist durchaus eine Einbindung in den Unterricht möglich. Im Rahmen eines Projekts „Weltliteratur“ - hierfür müssten möglichst viele Titel der Reihe in der Schulbibliothek zur Verfügung stehen - könnten sich die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Werke gegenseitig vorstellen, eventuell auch in Gruppenarbeit. Hierbei sollte jeweils ein kleiner Auszug vorgelesen und im Kontext des Werkes und der Autorbiographie kurz erläutert werden. Auch an eine szenische Interpretation von Schlüsselszenen ist dabei zu denken. Weitere Möglichkeiten für die unterrichtliche Nutzung des Buches eröffnet eine gleichnamige Audio-CD (Hörcompany, 74 Min., 14,95 €).
Gattung
- Erstlesebücher
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 3 bis 6Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2010ISBN
9783934029361Umfang
36 SeitenMedien
- Buch
- Hörbuch