Barbara (Text) Kindermann; Willi (Ill.) Glasauer: Der zerbrochene Krug

Besprechung

Passend zum Heinrich-von-Kleist-Jahr – der Dichter nahm sich vor 200 Jahren im November 1811 am Berliner Wannsee das Leben – erscheint „Der zerbrochene Klug“ in der großartigen Reihe „Weltliteratur für Kinder“. In diesem Band erzählt Barbara Kindermann den Gerichtsfall um den Dorfrichter Adam in ihrer Sprache. Dabei hält sie sich im Wesentlichen an den Kern der klassischen Vorlage von 1808, vollständig veröffentlicht 1811: Mitten in der Nacht wurde in der Kammer der Eve Rull ein Krug zerbrochen. Die Frage ist, wer hat den Krug zerbrochen? Dorfrichter Adam soll den Fall übernehmen und die merkwürdige Angelegenheit klären. Doch irgendwie scheint er kein großes Interesse daran zu haben, die Wahrheit herauszufinden. Eves Verlobter Ruprecht wird beschuldigt, doch der bestreitet alles. Die Suche nach dem Schuldigen wird im Verlauf der Verhandlung immer mysteriöser. Sprache und Stil des Originals bleiben in Kindermanns Dichtung in weiten Teilen bestehen, sodass Nacherzählung und Originalzitate sich leicht verbinden und einen Eindruck von Kleists ursprünglichen Werk vermitteln. Ebenso genial ist die Illustration von Willi Glasauer, der es versteht, die Handlung in fast spöttische Bilder umzusetzen. Die Hauptfigur des Dorfrichters wird mit beträchtlichem Körperumfang, ohne Perücke und Beulen am Kopf, allein durch ihr Aussehen zur komischen Figur. Ein wunderbarer Band, der Bilderbuch und Literaturklassiker genial verbindet und das Original in sprachlicher und graphischer Umsetzung würdigt.