Rieke Patwardhan: Forschungsgruppe Erbsensuppe

Besprechung

In der Wohnung von Nils' Großeltern stapeln sich neuerdings Konservendosen mit Erbsensuppe. Evi, Lina und Nils finden das äußerst merkwürdig. Denn noch vor kurzem gab es bei Nils Oma Pfannkuchen, Milchreis, Nudeln mit Tomatensoße oder andere Lieblingsgerichte zum Mittagessen. Aber seit der Opa das Kochen übernommen hat, kommen mehrmals in der Woche angebrannte Bratkartoffeln auf den Tisch und auch die „gemütliche Stunde“ am Nachmittag mit Omas selbstgebackenen Kuchen fällt schon länger aus. Dabei hatten die drei doch gerade erst in der Wohnung von Nils' Großeltern den perfekten Treffpunkt für ihre neu gegründete Bande gefunden. Überhaupt erscheint vieles neu und merkwürdig in der Schule und in der Familie. Zunächst bekommt Nils, wegen seines „ausgleichenden Gemüts“ laut Klassenlehrerin, die zappelige und impulsive Evi zur neuen Sitznachbarin. Die beiden verstehen sich auf Anhieb prima und gründen spontan eine Bande. Kurz darauf kommt Lina, ein syrisches Mädchen neu in die Klasse und wird bald zum dritten Bandenmitglied. Schnell stellt sich heraus, dass Lina bereits ziemlich gut Deutsch kann, früher schon eine Detektivbande hatte und damit die meiste Erfahrung als Detektivin mitbringt. Diese wird auch dringend benötigt, besonders im Hinblick auf die „22 Fragezeichen“, der anderen verfeindeten Klassenbande. Aber was wäre eine Detektivbande ohne Fall? Als nahezu die ganze Wohnung der Großeltern mit gehorteten Dosen vollgestellt ist und die Großmutter auch noch einen Koffer mit Winterbekleidung und Kochgeschirr packt, beschließen Lina, Evi und Nils, dem großen Geheimnis der Oma auf die Spur zu gehen.

„Forschungsgruppe Erbsensuppe“ ist eine toll erzählte Geschichte, die vor allem durch Leichtigkeit, Witz, Neugier und Verstand überzeugt. Die Charaktere sind klar gezeichnet, der Plot ist durchdacht und alles ergibt sich logisch aus den Umständen, fast zufällig, ohne Zwang oder pädagogischem Zeigefinger. Inhaltlich gelingt es der Autorin gekonnt, die langzeitigen Auswirkungen von Flucht und Furcht heute, wie der zurückliegenden Generation, mit einander zu verbinden und ihnen Familie und Freundschaft schützend entgegen zu setzen. Dies passiert zugegeben im Schlusskapitel dann doch leicht konstruiert und der Fall wird recht schnell aufgelöst, was aber dem eloquenten Erzählstil insgesamt, der sehr leicht, unterhaltsam und tiefsinnig ist, nichts nehmen kann.

Die Illustrationen stammen von Regina Kehn, deren Buchcover ein Pop Art Motiv des amerikanischen Künstlers Andy Warhol aufgreift. Die 32 „Campbell´s Soup Cans“ (1961/62) Andy Warhols erlauben eine inhaltliche Parallele zu den gehorteten Konserven der Großmutter.