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James Gordon Farrell: Singapur im Würgegriff

Besprechung

Schauplatz Südostasien, am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, kurz vor dem Angriff der Japaner. Noch ist alles in schönster kolonialer Ordnung: Firmenpatriarch Walter Blackett (Kautschuk, Alkohol etc.) plant sein Firmenjubiläum mit einem prächtigen Umzug unter dem Motto Beständigkeit im Wohlstand. Der listige Erzähler macht dabei mit Mitteln des Understatements und der vorgegebenen Naivität immer wieder gnadenlos klar, dass dies vor allem Walters Wohlstand ist, also der der britischen Kolonialherren. Die Einheimischen, die chinesischen oder indischen Immigranten dagegen verdingen sich als rechtlose Wanderarbeiter oder leben in menschenunwürdigen Massenunterkünften. Trotz eines geradezu klassenkämpferischen Ansatzes wird der Tonfall aber nie moralisierend, sondern bleibt „cool“, damit aber umso entlarvender. Walter muss oder will seine hübsche und geschäftstüchtige Tochter Joan gut verheiraten, dabei gibt es allerdings Schwierigkeiten, weil sich Matthew Webb, der eigenartige Sohn seines ehemaligen Partners, diesem so vernünftigen Plan unvermutet widersetzt, wobei ein sogenanntes „Halbblut“ eine Rolle spielt. Zudem ändern sich die politisch-sozialen Verhältnisse: Die japanische Bedrohung kommt immer näher und auf die ausgebeuteten Einheimischen können die britischen Kolonialherren nicht mehr setzen. Und dann ist es plötzlich aus mit den guten Geschäften, den Bediensteten, dem angenehmen Leben in Herrenhäusern, auf Veranden unter Palmen mit kühlen Drinks und Einladungen beim Gouverneur. Farrell entfaltet eine ungeheuer farbige Welt der Schauplätze, Charaktere und Begebenheiten, anschaulich und anspruchsvoll übersetzt von Manfred Allié. Trotzdem liest sich dieses Buch etwas mühsamer als die Vorgängerbände. Sehr ausführlich werden die (empörenden) wirtschaftlichen Zusammenhänge und die Strategien und Taktiken der Militärs beider Seiten erörtert; man braucht da schon einen langen Atem.

Didaktische Hinweise

Für geschichtlich und literarisch interessierte Leser, auch als Thema für häusliche Arbeiten, z.B. „Die Darstellung der historischen Umstände im Romane ‚Der Würgegriff von Singapur‘“, in Auszügen (Beschreibungen und Schilderungen der Stadt, des Vergnügungsviertels, des Dschungels) zur literarischen Textanalyse geeignet.

Alle hier rezensierten Werke von James Gordon Farrell

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783957572516

Umfang

828 Seiten

Medien

  • Buch