Sebastian Berry: Tage ohne Ende
Besprechung
Bei Sebastian Barrys Roman mit dem Titel „Tage ohne Ende“ handelt es sich um einen sprachgewaltigen Roman, der das Grauen der Feldzüge gegen die Ureinwohner während des amerikanischen Bürgerkriegs thematisiert. Die Geschichte wird in der Rückschau des damals 14-jährigen Ich-Erzählers, dem Iren Thomas McNulty, erzählt, der in Folge der Kartoffelpest im Jahre 1847 nach Amerika fliehen muss. Nachdem binnen kurzer Zeit nicht nur Thomas‘ Mutter und Schwester, sondern auch der Vater an der Hungersnot gestorben sind, versteckt sich Thomas als blinder Passagier auf einem Schifft, das Richtung Kanada fährt. Wider Erwarten überlebt Thomas nicht nur die anstrengende Überfahrt, sondern auch die Seuchenstation. Irgendwann und irgendwie landet er schließlich in Missouri. Dort trifft er auf den gleichaltrigen John Cole, der nicht nur ein enger Freund, sondern auch die Liebe seines Lebens werden wird. Als Mädchen verkleidet arbeiten die beiden zunächst als Eintänzer für die Minenarbeiter. Mit 17 Jahren macht ihnen jedoch der einsetzende Bartwuchs einen Strich durch die Tanzkariere und sie beschließen, sich freiwillig bei der Armee zu melden, da diese Stabilität und eine halbwegs gesicherte Versorgung garantiert. Dass sie somit zum Teil einer großen Vernichtungsmaschinerie werden und sich des Völkermords an den Ureinwohnern schuldig machen, erzählt Thomas in einem erstaunlich nüchternen Ton in der Rückschau. Er wundert sich, mit welcher Präzision und Gelassenheit sie die Befehle ausgeführt haben. Ein Überfall auf ein Indianerdorf endete im Desaster: Im Rauch der Kanonen erkennen die Soldaten nicht, wen sie töten: Es waren ausschließlich Frauen und Kinder. Im Fort lernen Thomas und John schließlich ein verschlepptes Indianermädchen aus genau jenem Stamm kennen, an dessen brutaler Vernichtung sie beteiligt gewesen sind. Die beiden mustern aus der Armee aus, nehmen das Indianermädchen bei sich auf und arbeiten wieder als weibliche Show-Einlage in einem Saloon. Als 1861 die Zuschauer wegbleiben, verpflichten sich Thomas und John erneut für die Armee. Sie kämpfen dieses Mal auf der Seite von Präsident Lincoln im amerikanischen Bürgerkrieg. Die Bedingungen für die Soldaten sind menschenverachtend, die Tage nehmen kein Ende. John und Thomas überleben nur knapp den Krieg und kehren 1865 zurück, um sich mit ihrer Tochter, dem Indianermädchen, auf einer Tabakfarm niederzulassen. Aber auch hier ist ihnen noch keine Ruhe vergönnt, sie werden überfallen und wehren sich mit allen Mittel. Thomas kommt vor ein Kriegsgericht, wird aber am Ende freigesprochen.
Didaktische Hinweise
Sebastian Barrys Roman „Tage ohne Ende“ eignet sich inhaltlich sehr gut als ergänzende Lektüre zum Englischunterricht. Barry beschreibt ein Stück amerikanischer Geschichte zu einer Zeit als sich die Zivilisation gerade im Aufbau befand – eine Geschichte die auf Mord und Raubbau basiert, ohne Rücksicht auf Verluste. „Tage ohne Ende ist aber – in Auszügen – auch für den Deutschunterricht besonders interessant: Hier lassen sich inhaltlich nicht nur Parallelen zu den Gräul des 30-jährigen Kriegs und zu Grimmelshausen „Simplicissimus“ oder Andreas Gryphius „Tränen des Vaterland“ ziehen, sondern die Brutalität, mit der Sebastian Barry die das Kriegsgeschehen beschreibt, erinnert auch sprachlich stark an Erich Maria Remarques: „Im Westen nichts Neues“. Didaktisch interessant ist auch, dass sich anstatt eines Klappentextes eine Playlist auf der Rückseite des Romans befindet, die die besondere Stimmung des Romans einfangen soll. Eine Marketing-Idee, die sich auch gut im Unterricht besprechen und nachahmen lässt.
Weitere interessante Links:
Lesung mit dem Autor
Literarisches Quartett vom 17. November 2018.
Gattung
- All Age
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Englisch
- Deutsch
- Geschichte
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Soziales Lernen
- Politische Bildung
Erscheinungsjahr
2018ISBN
9783958295186Umfang
256 SeitenMedien
- Buch