Madeline Miller: Ich bin Circe

Besprechung

Die Autorin lässt Circe, Tochter des Helios und der Najade Perse, ihr Leben erzählen. Circe hat geflecktes Haar und ein dünne und unangenehme  Stimme, sie wird von ihrer Mutter abgelehnt und ist nicht auf den ersten Blick als Tochter des strahlenden Helios erkennbar. Als Strafe für Ungehorsam und Auflehnung wird Circe auf eine einsame Insel verbannt, hier findet sie zu ihrer eigentlichen Identität als kräuterkundige Hexe und verzaubert Besucher in Schweine, wie ja aus den Abenteuern des Odysseus bekannt. Eine Erklärung dafür liefert erst die Erzählerin: Der Grund ist die Gewalttätigkeit der Männer der einsamen Frau gegenüber. Sie muss Odysseus gehen lassen, zieht seinen Sohn Telegonos dann allein auf, bis sich ihrer beider Schicksal mit dem von Penelope und Telemach unter den Augen der unerbittlichen Athene verbindet.

Die Autorin (sie ist Altphilologin) verknüpft antiken Stoff, moderne Psychologie und Charakterzeichnung, Machtfragen, feministische Ansätze, Reflexionen über das Wesen von Göttern und Menschen, detailreich-fantasievolle Darstellungen von Landschaften und Schauplätzen. Manches erscheint allerdings so breit und iterativ dargestellt, dass es auf Kosten von Aufmerksamkeit und Spannung geht.