Norbert Göttler: ausgesprochen bayerisch

Besprechung

Norbert Göttler erläutert in diesem Begleitband zu einer Ausstellung zahlreiche Mundartbegriffe aus der mittelbairischen Dialektlandschaft. „Sein“ Alphabet geht von A wie „Aprui-Aff“ bis W wie „Wanznpress“. Und schon klingen die bayerischen Ausdrücke der/dem Leser/in mit ihrer eigenen Sprachmelodie im Ohr und erklären den ersten Teil des Buchtitels. Es geht Göttler aber nicht um eine phonetische Untersuchung, sondern vielmehr darum, typische Begriffe, die den Alltag der Fünfzigerjahre lebendig werden lassen, zu präsentieren. „Ausgesprochen bayerisch“ sind also Mundartbegriffe, die, wie es im Untertitel heißt, die Lebensart, das Handwerk und die Bräuche im Oberbayern der Fünfzigerjahre lebendig werden lassen. Norbert Göttler vermag es, mit seinen herrlich tiefgründigen und augenzwinkernden Erklärungen eine Welt entstehen zu lassen, die es so heute nicht mehr gibt. Zusammen mit den authentischen Fotos von Paul Ernst Rattelmüller ergeben sich wunderbare Darstellungen vom Leben im agrarisch geprägten Oberbayern. Dabei wird die/der Betrachter/in und Leser/in nicht in eine sentimental-heile Welt entführt, die man verklärend die „gute alte Zeit“ nennt. Vielmehr wird durch die Fotos und die Ruppigkeit mancher Begriffe das harte und einfache Leben der oberbayerischen Landbevölkerung, das von Entbehrungen geprägt war, genauso deutlich wie die Lebensfreude der Menschen. Von besonderem Wert sind in diesem Zusammenhang die zahlreichen Anmerkungen zu den über 200 Fotos.