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Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott

Besprechung

Der Ich-Erzähler, ein junger, an humanistische Werte glaubender Lehrer, sieht sich einer verrohten Jugend im „Zeitalter der Fische“ gegenüber, die keinerlei Verständnis für seine eigene Wertewelt mehr besitzt. Der Lehrer hat sich innerlich damit abgefunden und einen Schutzschild aus Opportunismus und Zynismus um sich errichtet. Es wundert ihn nicht, das ihm die Schülerinnen und Schüler seiner Mittelschulklasse nach einigen Auseinandersetzungen schriftlich ihr Misstrauen bescheinigen. In den Osterferien muss er die Klasse in ein vormilitärisches Ausbildungslager begleiten. Dort kommt es zum Diebstahl eines Fotoapparates, zu pubertären Begegnungen zwischen Jungen und Mädchen, die der Lehrer voyeuristisch verfolgt, und schließlich zum Mord. Der Lehrer versucht den Diebstahl aufzuklären und beschädigt dabei das Kästchen eines Schülers, das ein Tagebuch beinhaltet; er ist zu feige, seine Tat zu bekennen, und wird damit zum Mitschuldigen am Streit der Schüler und an dem Mord. Immer mehr rückt für den Lehrer eine religiöse Fragestellung in den Mittelgrund, die die Erbsünde, die wesenhafte Sündhaftigkeit des Menschen, für die unübersehbaren menschlichen Schuldverkettungen verantwortlich macht. In der Gerichtsverhandlung gesteht der Lehrer seine eigenen Beobachtungen. Er verliert zwar dadurch seine Stellung, aber er löst das Schweigen der anderen Zeugen und entlarvt den Mörder mit Hilfe einer Gruppe von idealistischen Jugendlichen. Der Lehrer sucht sich einen neuen Aufgabenkreis in Afrika. Deutlich wird, dass der Lehrer die Jugend dämonisiert; der Junge, der die Tat verübt hat, und der Lehrer bezichtigen sich gegenseitig der Fischäugigkeit, Zeichen für Gefühlskälte. Die Mordtat ist eine singuläre Tat, die nicht der Jugend insgesamt zuzuschreiben ist. Nur Menschlichkeit, Wahrheitsliebe und Mut zur eigenen Überzeugung vermögen Schuldverstrickungen zu beenden. Der Romane weist strukturelle Verbindungen zum Dramen auf; dies ist ersichtlich aus der Abgeschlossenheit der Einzelszenen, aber auch aus seiner Gesamtstruktur und seiner Sprache.

Didaktische Hinweise

Auch Ethik, Psychologie und Religionslehre.

Behandlung im Deutsch-Unterricht:- Kennzeichen des modernen Erzählens; Kennzeichen des Romanes; Struktur: Nähe zum Dramen; Literatur der Weimarer Republik; historische Hintergründe; Themen und Motivgestaltung der neuen Sachlichkeit- Sprache des Romanes, der neuen Sachlichkeit - Aufsatzunterricht: erweiterte Inhaltsangabe, Texterschließung, literarische Erörterung, literarische Charakteristik

Alle hier rezensierten Werke von Ödön von Horváth

Gattung

  • (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2001 (1937)

ISBN

9781505836264

Umfang

182 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book