Jens Liljestrand: Der Anfang von morgen
Besprechung
Bei dem Roman mit dem Titel „Der Anfang von morgen“ von Jens Liljestrand handelt es sich um einen bedrückend aktuellen dystopischen Klimaroman. Es ist Sommer in Europa, das 1,5-Grad-Ziel wurde verfehlt und die Temperaturen sinken auch im hohen Norden nicht mehr unter 30 Grad. Die Situation führt schließlich dazu, dass Ende August in Schweden riesige Waldbrände ausbrechen und unzählige Menschen auf der Flucht vor dem fatalen Flammenmeer sind. Darunter befindet sich auch Didrik, der zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern eigentlich den Urlaub an einen See verbringen wollte. Von jetzt auf gleich werden Didrik und seine Familie zu Klimaflüchtlingen im eignen Land. Panisch brechen sie von ihrem Urlaubsort auf, um zurück nach Stockholm zu gelangen. Im allgemeinen Chaos, das herrscht, verliert sich die Familie jedoch schnell aus den Augen. Didrik gelingt es schließlich, mit dem jüngsten Kind zurück in die Stadt zu gelangen, wo er von seiner Liebhaberin, der Influencerin Melissa, aufgenommen wird, aus deren Sicht der zweite Teil des Romans geschrieben ist. Didriks Frau bleibt mit den beiden anderen Kindern in einem Flüchtlingscamp zurück. Der dritte Teil des Romans ist aus der Sicht von André geschrieben, dem Sohn einer bekannt schwedischen Tennislegende. Andrés Leben ist von der Wut und dem Frust gegen seinen Vater geprägt, dessen hedonistischer, egoistischer und exzessiver Lebensstil ihn anwidert. Trotz der Kritik an seinem Vater hat André aber selbst dessen Lebensstil übernommen, da dieser sein ganzes Leben geprägt hat. Das persönliche Spannungsfeld zwischen dem eigenem ausufernden Konsumverhalten und der Pflicht, ein klimaneutrales Leben zu führen, lässt André verzweifeln. Alle drei Figuren lassen im Roman ihrer Enttäuschung und ihrer Ohnmacht über das Leben, das sie führen und aus dessen Fängen sie nicht herauskommen, freien Lauf. Jede Figur fühlt sich auf seine Art und Weise mit der kaputten Welt alleingelassen. Eine Hoffnung auf ein besseres Leben gibt es in Jens Liljestrands Roman nicht mehr, denn es hat sich gezeigt, dass auch individueller Verzicht wenig nützt, wenn die Kipppunkte überschritten sind.
Didaktische Hinweise
Bei dem Roman „Der Anfang von morgen“ handelt es sich um ein dystopisches Manifest, das nicht nur die Figuren, sondern auch die Leserinnen und Leser rastlos und resigniert zurücklässt. In Auszügen lässt er sich der Roman auch im Unterricht der Oberstufe einsetzen, da er ein sehr aktuelles Thema behandelt. Ausgehend von der nihilistischen Sichtweise des Autors könnte man zusammen mit den Schülerinnen und Schülern einen (utopischen) Gegenentwurf entwickeln. Dabei kann es nicht nur um die Frage gehen, warum wir als Menschen zu wenig gegen den Klimawandel unternehmen, sondern auch um die Frage: Wie müsste die Gesellschaft gestaltet sein, um den Herausforderungen künftig gerecht zu werden?
Entsprechend eignet sich die Lektüre auch zur Besprechung der Nachhaltigen Entwicklungsziele, besonders unter dem Punkt Nachhaltiger Konsum und Produktion (12).
Gattung
- All Age
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geografie/Erdkunde
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Interkulturelle Bildung
- Ökonomische Verbraucherbildung
- Politische Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
- Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
Erscheinungsjahr
2022ISBN
9783103971903Umfang
544 SeitenMedien
- Buch