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Lutz Hübner: Creeps

Besprechung

„Creeps” handelt von drei Mädchen – 16 und 17 Jahre alt – die sich nicht kennen und zum ersten Mal in einem Fernsehstudio aufeinandertreffen. Sie glauben, alle drei bei einem Casting in der Endrunde für eine Moderatorinnenrolle für das neue Livestylemagazin „Creeps” zu sein. Jede möchte den Job bekommen. Von der Jury ist weit und breit nichts zu sehen, was die jungen Frauen verunsichert. Sie beginnen sich zu unterhalten und es wird schnell deutlich, dass sie sich gegenseitig als Rivalinnen sehr kritisch betrachten. Dann ertönt eine Stimme aus dem Off und fordert sie auf, sich zunächst vorzustellen. Maren – eher der Naturtyp – beginnt sehr zögerlich und merkt schnell, dass ihr Auftritt wenig überzeugend gewesen ist. Lilly – die Tonangebende und Stylischste – ist sich ihrer Sache sehr sicher und gibt sich professionell. Petra, „mit einem Schlag ins Prollige”, wie es im Personenregister heißt, traut sich, eine Tanzszene zu präsentieren. Sie ist im Verlauf eher die Vermittelnde, die sich einschaltet, als Lilly sich über Maren immer abfälliger äußert. Als der Moderator sie aber dazu drängt, als Mädchen aus den neuen Bundesländern doch mehr dem Ossi-Klischee zu entsprechend, wird sie wütend und verteidigt sich vehement. Den Mädchen werden immer weitere Aufgaben aus dem Off gestellt, die die drei immer mehr anstacheln und gegeneinander aufbringen sollen. Der Ton der Bewerberinnen wird deshalb rauer. Doch irgendwann beginnen sie, an dem Casting zu zweifeln. Dennoch lassen sie sich immer weiter manipulieren und tun, was von ihnen verlangt wird. Die Stimme aus dem Off heizt die Unsicherheit der drei noch an. Am Ende erfahren die jungen Frauen, dass es gar nicht um die Moderatorinnenrolle ging, sondern ihr Aufeinandertreffen und die daraus gewonnenen Videosequenzen zu einem Werbetrailer für die Sendung „Creeps” zusammengeschnitten werden sollen. Sie realisieren nicht, dass sich das Ganze für sie sehr negativ entwickelt hat, und freuen sich vielmehr, Geld für eine Shoppingtour verdient zu haben und doch ins Fernsehen zu kommen. 

Didaktische Hinweise

Das Jugendtheaterstück von Lutz Hübner ist für den Unterricht auch als Lektüre geeignet. Es hat einen geringen Umfang und ließe sich von Schülerinnen und Schülern auch als Schultheaterstück umsetzen. Das Stück, das im Jahr 2000 uraufgeführt wurde, thematisiert den Sensationsjournalismus, der zum Ziel hat, den Durchschnittsmenschen öffentlich zu machen sowie Privates der Sensationslust der Zuschauer auszusetzen und damit die Einschaltquoten zu steigern. Der Grat zwischen Medienstar und Medienopfer ist dabei sehr schmal. Viele Menschen – nicht nur junge – sind bislang der Hoffnung zum Opfer gefallen, durch die Medien berühmt zu werden, und haben vor laufenden Kameras ihre teils widrigen Lebensumstände preisgegeben. Der so entblöste Mensch kann dabei in Sekundenschnelle zum Medienopfer werden und ein Trauma erleiden. Die drei jungen Frauen, die in das Casting all ihre Hoffnungen und Träume stecken, werden ebenfalls zum Opfer skrupelloser Medienproduzenten – ohne sich der Tragweite des Ganzen bewusst zu sein. Alles ist nur Manipulation und Bluff. Das Theaterstück ist auch nach 25 Jahren noch aktuell, haben die sozialen Medien den Wunsch, ein Star zu werden und möglichst viele Follower zu gewinnen, in immer mehr Köpfe – vor allem junger Menschen – eingepflanzt. Influencer gilt für viele als Traumberuf und dies zu erreichen ist viele Opfer wert. Der Drang zur Selbstdarstellung ist bei Jugendlichen auch heute oftmals erschreckend groß. Die Macht der (sozialen) Medien und die Gefahr des Ausgeliefertseins und des Selbstwertverlustes können anhand von „Creeps“ thematisiert werden.

Die rezensierte Ausgabe des Werkes bietet einen umfassenden Anhang mit Texten, die zur Diskussion und zum Nachdenken über die Aussageabsicht von „Creeps” anregen. So werden u. a. Themen wie „Die Jagd nach Aufmerksamkeit und das Diktat der Medien” oder „Strahlende Dummheit: das kommerzielle Unterhaltungsfernsehen” mit lesenswerten Beiträgen aus Hintergrundliteratur, Zeitungskommentaren oder auch Kommentaren berühmter Fernsehfrauen wie Anne Will oder Anke Engelke beleuchtet. Auch die zerstörerischen Auswirkungen von Sensationsjournalismus auf Menschen, die ohne ihr Zutun in den Focus der Medien geraten sind, werden an aufrüttelten Beispielen aufgezeigt. Der Materialteil bietet weiterhin Texte für theaterpädagogische Betrachtungen unter dem Titel „Die Kunst des Beobachtens – Jugendtheater heute”.

Abschließend werden Spielideen vorgestellt, die in Rollenspielübungen mit Klassen oder in einer Theater-AG durchgeführt werden können.

Gattung

  • Dramen

Zielgruppe

Jugendliche/junge Erwachsene

Eignung

als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 11

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2024

ISBN

9783122626808

Umfang

96 Seiten

Medien

  • Buch