Gottfried Keller: Kleider machen Leute
Besprechung
Wenzel Strapinski, ein arbeitsloser Schneidergeselle, wird infolge eines Scherzes, aber auch seines mit Samt gefütterten Mantels sowie seines romantisch-melancholischen Aussehens wegen für einen reichen polnischen Grafen gehalten, der in Goldach, der Nachbarstadt Seldwylas, nicht zuletzt in der Hoffnung auf eigenen Gewinn, reich bewirtet wird. Obwohl er wegs beabsichtigt, zum Hochstapler zu werden, ist er doch zu schüchtern, um das Missverständnis aufzuklären, zumal er nur so die Liebe der Amtstochter Nettchen zu gewinnen glaubt. Ausgerechnet auf dem Verlobungsfest wird Wenzel aber enttarnt; verzweifelt und voller Scham flieht er in die Winternacht hinaus, wo ihn Nettchen jedoch vor dem Erfrieren rettet. Er eröffnet ihr seine wahrhaften Absichten und seine wirkliche Identität, und gegen alle Widerstände heiraten beide. Wenzel rechtfertigt das in ihn gesetzte Vertrauen und wird ein reicher und angesehener Tuchherr. In humorvoller Gesellschaftskritik geht es um die Frage von Sein und Schein, Täuschung und Realität. Die spätromantische Figur des wandernden Schneiders ist dabei nur die Kehrseite kleinbürgerlichen Daseins. Eine humane, lebenspraktisch-tatkräftige Haltung vermag den Kontrast zwischen romantischem Traum und bürgerlicher Existenz hier zu überbrücken.
Didaktische Hinweise
Novellentheorie und Novellenmerkma
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
Erscheinungsjahr
2000 (1847)ISBN
9783150074703Umfang
72 SeitenMedien
- Buch