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Franz Kafka: Der Verschollene

Besprechung

Der sechzehnjährige Karl Rossmann, der von seinen Eltern wegen der Verführung eines Dienstmädchens nach Amerika geschickt wurde, ist zu Beginn überwältigt von der Größe der Freiheitsstatue, Symbol der Möglichkeiten, die das Land zu bieten scheint. Er scheitert jedoch schon beim Versuch, einen Heizer gegen die Vorwürfe seiner Vorgesetzten zu schützen. Von seinem reichen Onkel, der ihm anfangs Hilfe, Unterstützung und Rat zuteil werden lässt, wird er bald wegen einer sexuellen Affäre verstoßen. Er arbeitet im „Hotel Occidental“ als Liftboy. Hier kommt er in Kontakt mit undurchschaubaren Verwaltungs- und Machthierarchien. Nach seiner Entlassung wegen eines nicht zutreffenden Vorwurfes der Dienstverletzung findet er Anstellung bei der Sängerin Brunelda, die mit seinem Arbeitskameraden liiert ist. Wieder gerät er in Abhängigkeit. Das Schlusskapitel ist unvollständig. Möglicherweise gibt es eine Lösung: Das „Naturtheater von Oklahoma“ „scheint jeden brauchen zu können“, um die Erwartungen und Hoffnungen, die Karl an Amerika stellt, erfüllen zu können. Im Gespräch mit Max Brod deutete Kafka dies an. Im Tagebuch allerdings erwähnt er eine andere Möglichkeit. Dabei vergleicht er „K.“ aus „Der Prozess“ mit Rossmann: „Rossmann und K., der Schuldlose und der Schuldige, schließlich beide unterschiedslos strafweise umgebracht, der Schuldlose mit leichterer Hand, mehr zur Seite geschoben als niedergeschlagen.“„Der Verschollene“ entstand vor „Der Prozess“ und „Das Schloss“. Auch hier sind die Leitmotive der Erzählkunst Kafkas zu entdecken: Undurchschaubare Abhängigkeits- und Schuldverstrickungen des selbstverantwortlichen Individuums, das eigentlich frei und ungebunden handeln müsste, in der Realität aber von der ihm zur Verfügung stehenden Freiheit völlig überfordert wird.

Didaktische Hinweise

Auch Ethik, Geschichte und Sozialkunde. Behandlung im Unterricht: Merkmale der literarischen Moderne: erzählerische (Behandlung von Zeit und Raum, Erzählperspektiven, Erzählform, Erzählverhalten) und sprachliche Gestaltung; verschiedene Interpretationsansätze; Biographie Kafkas; Aufsatzunterricht: Texterschließung, literarische Erörterung, Problemerörterung; Essay

Alle hier rezensierten Werke von Franz Kafka

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

1997 (1913/„Der Heizer“ – 1927/„Amerika“)

ISBN

9783150096888

Umfang

318 Seiten

Medien

  • Buch