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Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür

Besprechung

Borcherts berühmtes Drama über einen an Körper und Seele versehrten Kriegsheimkehrer

Borcherts berühmtes Drama über den Kriegsheimkehrer Beckmann wurde am 21. November 1947, einen Tag nach dem Tod des Autors, an den Hamburger Kammerspielen in der Inszenierung von Wolfgang Liebeneiner uraufgeführt und entwickelte sich zu einem Publikumsmagneten. Offensichtlich sprach es den Zuschauern aus der Seele, die sich in der Trümmerlandschaft der unmittelbaren Nachkriegszeit ebenfalls „draußen vor der Tür“ fühlten.

Das Stück beginnt mit einem Dialog zwischen dem Beerdigungsunternehmer (allegorisch steht er für den allgegenwärtigen Tod in dieser Zeit) und dem alten Mann (einem Gott, der ohnmächtig und machtlos dem Sterben und Morden zusehen muss). Obwohl diese und andere Szenen fast surreal anmuten, zeichnet Borchert in seinem Stück die Verheerungen von Körper und Geist durch Krieg und Hunger äußerst drastisch und naturalistisch. Beckmann, der nach fünf Jahren Krieg und drei Jahren russischer Gefangenschaft versehrt endlich nach Hause kommt, findet bei seiner Frau einen anderen Mann, woraufhin er sich das Leben nehmen will. Aber die personifizierte Elbe nimmt sein Opfer nicht an und spült ihn wieder an Land, wo ihn ein Mädchen findet und mit nach Hause nimmt. Doch deren Mann kehrt einbeinig aus dem Krieg zurück und Beckmann steht wieder „vor der Tür“. Dieses zentrale Motiv verknüpft die Szenen miteinander. Denn Beckmann kann weder seinem Oberst die Verantwortung für den Tod der elf Männer, die er als Unteroffizier in den Tod geführt hat, zurückgeben noch findet er Arbeit. Immer wieder steht er vor verschlossenen Türen, denn auch seine Eltern, wobei der Vater ein überzeugter Nationalsozialist war, sind tot. Dass alle Figuren, auch Beckmann, schwere Schuld auf sich geladen haben, daran lässt der Autor keinen Zweifel. Beckmann leidet allerdings im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten an seinen Schuldgefühlen und daran, dass er keinen Ausweg aus seinem moralischen Dilemma findet. Das Drama endet denn auch offen mit der berühmten Frage: „Gibt denn keiner Antwort?“

Didaktische Hinweise

Borcherts Werk kann sowohl in der 9. Jahrgangsstufe als auch in der Oberstufe eingesetzt und sollte dabei unbedingt mit dem Geschichtsunterricht verknüpft werden. Vor allem in der Mittelstufe kann das Stück die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen und die Situation in der Nachkriegszeit eindrucksvoll veranschaulichen. Sehr zu empfehlen ist, die Schülerinnen und Schüler eine Hörspielfassung parallel zur Lektüre verfolgen zu lassen. Obwohl es inzwischen mehrere Hörbücher gibt, sollte die erste Hörspielfassung, die vom NDR 1947 ausgestrahlt wurde und in der Hans Quest die Titelrolle spricht, verwendet werden. Denn Borchert widmete sein Stück diesem Schauspieler, der Beckmann auch in der Uraufführung spielte. Weniger anzuraten ist die Verfilmung von Wolfgang Liebeneier; nicht nur, weil Liebeneier bei der UFA äußerst scheußliche Propagandafilme für die Nationalsozialisten drehte, sondern weil er vor allem Borcherts Textvorlage so extrem veränderte, dass der Film mit einem versöhnlichen Schluss endet, wobei Beckmann mit einer Frau eine Beziehung eingeht und beschließt, das Land wieder aufzubauen. Stattdessen kann eine der späteren Verfilmungen von Rudolf Nolte (NDR) aus dem Jahr 1957 oder von Fritz Bornemann (DEFA) aus dem Jahr 1960 eingesetzt werden, die beide auf DVD verfügbar sind, oder auch eine neuere Theaterinszenierung, von denen ebenfalls mehrere im Handel erhältlich sind. Für den Einsatz im Unterricht gibt es von mehreren Verlagen perfekt ausgearbeitete Unterrichtsmodelle. 

Alle hier rezensierten Werke von Wolfgang Borchert

Gattung

  • Dramen

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

FÜZ

  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen
  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2023

ISBN

9783150161586

Umfang

126 Seiten

Medien

  • Buch