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Hugo von Hofmannsthal: Reitergeschichte

Besprechung

Eine österreichische Schwadron reitet durch Mailand. Der Wachtmeister Anton Lerch betritt das Haus einer Frau, die ihn offenbar erotisch anzieht, und kündigt ihr seine bevorstehende Einquartierung an. Beim Weiterreiten bedrängen ihn sexuelle Phantasien und Aggressionen gegen den Mann der Frau, vermischt mit eigenen Ohnmachtsgefühlen. Während des Rittes durch ein Dorf nimmt er widerliche Hunde wahr und sieht schließlich sich selbst in einem auf ihn zukommenden Reiter. Die Szene wird gedeutet als Allegorie eines psychischen Verfalls, eines Weges in das eigene Innere, an dessen Ende jedoch keine Erkenntnis steht. In seinen Aggressionsphantasien befangen, erbeutet Lerch ein Pferd und wird, als er sich weigert, die Beute wieder herzugeben, von seinem Rittmeister wegen Insubordination erschossen. Schon die Exposition - der Ritt der Soldaten durch die Landschaft - verdeutlich die Gewalt der Reiter und die Opferrolle der Natur. Durch eine Fülle von ineinander verschränkten Motiven, Symbolen und Bezügen gelingt dem Autor die Etablierung einer zweiten Deutungsebene, die man mit den Schülerinnen und Schülern erst herausarbeiten muss. Auch der Satzbau unterstreicht die impressionistische Erzähltechnik. Das Subjekt verschwindet in einem syntaktischen Geflecht ebenso wie Anton Lerch als Individuum hinter der Eigendynamik des Geschehens nicht greifbar ist. Er vermag es nicht, seiner Ohnmacht und Impotenz etwas anderes als hilflose Aggression entgegenzustellen. Besonders auffällig sind die zahlreichen sexuellen Bezüge, die in der Sprache manifest werden. Bis heute gibt es zahlreiche, einander widersprechende Deutungen der Novelle.

Didaktische Hinweise

Biographie Hofmannsthals; epochentypische Merkmale (Impressionismus, Jahrhundertwende); Merkmale der literarischen Moderne- Komposition der Novelle; Sprache; Erzähltechnik; Symbolik; Deutungsmöglichkeiten; Vergleich mit Hofmannsthals Lyrik

Alle hier rezensierten Werke von Hugo von Hofmannsthal

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 12 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2000 (1899)

ISBN

9783150180392

Umfang

80 Seiten

Medien

  • Buch