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Patrick Süskind: Der Kontrabaß

Besprechung

Es ist ein großer Spaß. Ein Mann steht auf der Bühne, bereitet sich auf das abendliche Konzert vor und kämpft mit seinem Instrument, das er liebt und hasst, dem er auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, denn es ernährt ihn. Der namenlose Bassist weiß, dass er musikalisch nicht übermäßig begabt ist, es aber immerhin in ein Staatsorchester geschafft hat, wenn auch nur ans dritte Pult. Auch zur Musik hat er ein widersprüchliches Verhältnis, dennoch erklärt er dem Zuschauer immer wieder Ausschnitte aus Sinfonien oder Opern, in welchen sein Instrument eine Rolle spielt. Womit sein größtes Problem angesprochen ist, denn der Kontrabass spielt nur in wenigen Musikstücken eine wirklich herausragende Rolle, meist ist er nur für den vollen Klang des Orchesters mitverantwortlich. Damit und mit seiner mangelnden Begabung hadert der Bassist am heftigsten. Außerdem ist er verliebt, wenn auch unglücklich, denn die junge Sopranistin Sarah hat ihn noch nicht einmal wahrgenommen, obwohl er für sie immer besonders schön und fehlerlos spielt. Bevor der Bassist die Bühne verlässt, sinniert er noch darüber, dass er zu Beginn des Konzerts laut „Sarah“ in den Saal schreien könnte und dadurch vielleicht doch Sarahs Liebe erringen oder zumindest seinem gleichförmigen Leben eine Ende bereiten könnte. Ob er das tun wird, erfährt der Zuschauer nicht.

Patrick Süskinds Stück wurde 1981 am Cuvilliés-Theater in München uraufgeführt; dabei spielte Nikolaus Paryla die Titelfigur und führte auch Regie. Danach lief diese Inszenierung 25 Jahre lang am Münchner Volkstheater, und inzwischen gehört „Der Kontrabaß“ zu den am häufigsten gespielten deutschsprachigen Theaterstücken.

Didaktische Hinweise

Für den Unterricht ab der 10. Jahrgangsstufe eignet sich das Drama insofern hervorragend, als es relativ kurz und in einer auf den ersten Blick einfachen Sprache verfasst ist. Unter der Oberfläche finden sich aber Tiefen und Untiefen, denn verhandelt wird prinzipiell das Leben eines Durchschnittsmenschen, der sich seiner Schwächen und Unzulänglichkeiten halb bewusst ist und verzweifelt versucht, etwas Besonderes zu sein. Die Figur schneidet scheinbar wahllos zahlreiche Themen an, die Psychoanalyse, das Verhältnis zwischen Mann und Frau, das Mitläufertum während der nationalsozialistischen Herrschaft, die Literatur und vieles mehr, was sich im Unterricht genauer untersuchen ließe. In den Mittelpunkt sollte man die Hauptfigur rücken, deren Charakterisierung anhand ihrer Äußerungen recht differenziert gestaltet werden kann. Ideal wäre die Zusammenarbeit mit der Musiklehrkraft, welche die von der Titelfigur vorgestellten Musikstücke mit der Klasse genauer untersuchen und mit den jeweiligen Textstellen in Beziehung setzen könnte.

Leider ist im Buchhandelt von den zahlreichen Hörbucheinspielungen (zum Beispiel derjenigen des WDR mit Walter Schmidinger) zurzeit keine erhältlich, aber vielleicht findet sich in der Schul- oder Fachschaftsbibliothek noch ein Exemplar, dann könnte man die Schülerinnen und Schüler den Text zumindest teilweise mitlesen lassen, was den Unterricht entlasten und den Jugendlichen sicherlich Spaß machen würde.

Gattung

  • Dramen

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Musik

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

1984

ISBN

9783257230000

Umfang

112 Seiten

Medien

  • Buch