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Ulrike Draesner: Schwitters

Besprechung

Im Mittelpunkt von Ulrikes Draesners Buch mit dem Titel „Schwitters“ steht der berühmte Dadaist Kurt Schwitters, dessen Kunstbegriff nachhaltigen Einfluss auf die Kunst des 20. Jahrhunderts hatte und dessen Collagen und Gedichte, obwohl er selbst Arier war, von den Nazis als entartet eingestuft wurden, da diese nicht in die Zeit zu passen schienen.

Bereits im Herbst 1936 erlebt Schwitters, wie eine benachbarte jüdische Familie, die seit mehr als 361 Jahren in Hannover gewohnt hat, von den Nazis auf einen Lastwagen verfrachtet und deportiert wird. Hellsichtig verlässt Schwitters selbst Deutschland Anfang 1937 und geht ins Exil nach Norwegen, wo bereits sein erwachsener Sohn Ernst lebt. Seine Ehefrau Helma bleibt in Hannover zurück, von wo aus sie die beiden versorgt und Schwitters künstlerisches Großwerk, den Merzbau, eine riesige raumübergreifende Dada-Installation, die sich in dem Wohnhaus in Hannover befindet, vor dem Zugriff der Gestapo schützt. Diese wird schließlich bei einem Luftangriff der Alliierten 1945 zerstört. Bereist im Exil in Oslo beginnt Schwitters mit der Konstruktion eines neuen Merzbaus. Als die Wehrmacht Norwegen besetzt, kann Schwitters in letzter Minute zusammen mit seinem Sohn auf einem Eisbrecher nach England fliehen, wo er sich, gesundheitlich angeschlagen, am Lake Distrikt niederlässt. Auch dort nimmt er einen neuen Merzbau in Angriff, der aber unvollendet bleibt. Kurt Schwitters stirbt 1948 in Cumbria (England). Erst 1965 wird diese letzte Installation von Künstlern und Studenten ausgebaut und in eine Galerie transportiert. Dass es sich bei Ulrike Deasners Darstellung von Schwitters Leben nicht um eine reine Autobiografie handelt, betont die Autorin selbst im Nachwort, wo sie angibt, dass die äußeren Fakten stimmen, der Rest sich aber aus Empathie und Fiktion zusammensetze. Hinzu kommt, dass die Autorin in ihrer Darstellung nicht chronologisch vorgeht, die einzelnen Lebensstationen Schwitters aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. So erlebt man als Leserin und Leser Schwitters Schaffenskrise nicht nur aus seiner Sicht, sondern auch aus der seiner Ehefrau Helma. 

Didaktische Hinweise

Ulrikes Draesners Abhandlung „Schwitters“ lohnt sich zur Anschaffung für jede Schülerlesebibliothek. Bei Kurt Schwitters handelt es sich um einen der wichtigsten Vertreter des literarischen Dadaismus, der im Deutschunterricht nicht fehlen darf. Neben seinem bekannten Gedicht „An Anna Blume“ spielt auch immer wieder Schwitters „Ursonate“ im Literaturunterricht der Oberstufe eine bedeutende Rolle, da sie Kurt Schwitters hoch ausgebildetes Sprachbewusstseins bezeugt und gleichzeitig einen neuen und ungewohnten Blick auf die Literatur des 20. Jahrhunderts eröffnet. In Ulrikes Draesners Abhandlung wird aber v. a. dieser Blick geweitet und auf Schwitters Kunstbegriff ausgedehnt, denn Dada (= Merz) sollte Kunst und Leben, Dichtung und Malerei, Theater und Werbung in sich vereinen und so das Leben der Menschen von den sie umgebenden Zwängen befreien. 

Gattung

  • Sachbücher
  • Romane

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts
  • Kunst, Musik, Film, Fotografie
  • Literatur, Lesen, Sprache

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Kunst

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Sprachliche Bildung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783328601265

Umfang

480 Seiten

Medien

  • Buch