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Frank Sieren: Shenzhen – Zukunft made in China

Besprechung

Der Autor Frank Sieren ist führender China-Spezialist, lebt seit 27 Jahren in Peking und hat bereits einige Bestseller über das Reich der Mitte geschrieben. Er wirft einen differenzierten Blick auf das fernöstliche Leben, die chinesische Kultur, deren Wirtschaft und Politik. Im Mittelpunkt steht die unbekannte IT-Millionenmetropole Shenzhen mit geschätzten 20 Millionen Einwohnern. Sie ist weltweit führend in Punkto Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit, Fortschritt, aber auch digitaler Überwachung oder Wohnungsnot. Eine teuere, aber attraktive Stadt zwischen Kontrolle und Innovation.

Die aus vielen Fischerdörfern entstandene Stadt wird vom Kapitalismus überrollt. Die Metropole spaltet sich immer mehr in reiche Wohnungsbesitzer und arme Mieter. Der Quadratmeterpreis liegt bei mind. 6000.- €, der Mietpreis bei 1.200.- € pro qm. Große Bauunternehmen dotieren an der Börse hohe Gewinne. Spekulanten mischen zudem kräftig mit. Der Druck auf dem Wohnungsmarkt ist immens. Immobilienpreise steigen jährlich bis zu 50 %. Sozialismus geht irgendwie anders.

Folgen des Booms sind neben dem hohen Verkehrsaufkommen und der mangelnden Hygiene vor allem der Müll und die Luftverschmutzung. Täglich fallen etwa 15tausend Tonnen Müll an. Doch neben den Hochhäusern wächst auch die Zivilgesellschaft und deren Einfluss auf die Politik. Die Menschen werden dadurch selbstbewusster und Umweltaktivisten erzielen Erfolge. Die Natur kehrt in die Stadt und in die Gebäude zurück.

Technisch verfügt Shenzhen bereits über ein volles 5G-Netz, welches es ermöglicht, die Lebensqualität durch Apps in Echtzeit zu demokratisieren. Autonomes Fahren durch eine künstliche Intelligenz revolutioniert das Verkehrswesen. Shenzhen verfügt bereits über 16.000 E-Busse und 22.000 E-Taxis. Das ist weltspitze! Drohnen liefern Essen aus, befördern sogar Menschen. Roboter bedienen in Restaurants und stellen medizinische Diagnosen. Pflanzliches Fleisch ist zum Massenprodukt geworden.

Der Autor beschreibt in acht Kapiteln breitgefächert und anschaulich Themen wie Wohnen, Bewegen oder Vernetzen. Seine Recherchen sind fundiert, sein Blick offen und kritisch. So beleuchtet er auch die schwierigen Menschenrechte, wie die Behörden mit Systemkritikern umgehen und wie beinahe selbstverständlich die allumfassende Überwachung von den Bürgern hingenommen wird. Aber auch wie das Corona-Virus durch strikte und frühe Maßnahmen erfolgreich verdrängt wurde.

Resümee: Die westlichen Nationen mit ihren Streben nach Individualismus können von China lernen, wie eine Gemeinschaft daran arbeitet, dem Einzelnen möglichst viel Spielraum zu ermöglichen.

Sprachlich wechselt das Buch zwischen Experteninterview und der Wiedergabe fundierter Recherche. Der Sprachduktus ist anspruchsvoll. 

Didaktische Hinweise

Wer sich umfangreiches Hintergrundwissen über die chinesische Gesellschaft, deren kulturellen Eigenheiten und politischen Besonderheiten aneignen möchte, der ist mit dem 414 Seiten fassenden Buch gut bedient. Für den Unterricht ist das Buch aufgrund seiner Komplexität nicht geeignet. Es eignet sich aber sehr gut als theoretisches Hintergrundwissen für die Lehrkraft.

Wer sein Wissen vertiefen möchte, dem sei der Film „Stadt frisst Mensch“ aus der ZDF-Mediathek empfohlen. Weitere Videos zum Thema sind auf YouTube zu finden.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts
  • Mathematik, Technik, Computer
  • Natur, Tiere, Lebensräume
  • Politik, Gesellschaft
  • Wirtschaft
  • andere Länder & Kulturen, Reisen, Abenteuer

Eignung

als Theorie für Lehrkräfte

Altersempfehlung

Jgst. 0 bis 0

Fächer

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Interkulturelle Bildung
  • Medienbildung/Digitale Bildung
  • Politische Bildung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783328601524

Umfang

414 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch