Dirk Kurbjuweit: Der Ausflug

Besprechung

Bei dem Roman mit dem Titel „Der Ausflug“ von Dirk Kurbjuweit handelt es sich um ein Gedankenexperiment, in dem es um die Frage geht, wie verlässlich die eigene Moral ist. Hierzu entwirft der Autor eine Extremsituation. Die vier Freunde Amalia, ihr Bruder Bodo, Gero und Josef, der dunkelhäutig ist, haben sich zu einer sommerlichen Kanutour verabredet. Die vier kennen sich seit der Schulzeit. Amalia ist mittlerweile Historikerin, Gero arbeitet bei der Hamburger Wirtschaftsförderung und Josef ist Apotheker; Gero und Josef haben beide mittlerweile Familie. Gemeinsam brechen die vier Freunde von Berlin aus in Richtung Spreewald auf, wo sie sich zwei Kanus mieten möchten, um sich von dort aus durch das vielarmige Flussdelta treiben zu lassen, Wein zu trinken und sich an alte Zeiten zu erinnern, wobei vereinzelte Erinnerung immer wieder als Rückblenden in die Handlung eingeflochten sind.

Wie sich gleich auf den ersten Seiten zeigt, steht bereits die gemeinsame Fahrt von Berlin in den Spreewald unter einem schlechten Stern: Eine Flasche Rotwein zerbricht, der erste Abend, den die vier in einem heruntergekommenen Gasthof verbringen, von wo aus sie am nächsten Tag zu der Bootstour aufbrechen möchten, eskaliert, als sie in der Gaststube auf eine Gruppe von Einheimischen stoßen, die sie spüren lässt, dass vor allem Josef nicht willkommen ist. Es fällt mehrfach das N-Wort und Josef wird verwehrt, die Toilette zu nutzen. Die bedrohliche Stimmung des ersten Abends setzt sich am nächsten Tag auf der Kanu-Tour fort. Diese führt vorbei an düsteren Datschen mit grauen Gardinen. Von den Anwohnern werden sie argwöhnisch beobachtet. Die Szenerie spitzt weiter sich zu, als die Einheimischen ihnen eine Pistole zukommen lassen, verbunden mit dem 24-stündigen Ultimatum, Josef zu erschießen, wenn sie nicht alle getötet werden möchten.

Was folgt, liest sich dann wie ein Thriller: Die Stimmung in der Gruppe ändert sich schlagartig, das bis dahin nie infrage gestellte gegenseitige Vertrauen der Gruppenmitglieder wird auf eine harte Probe gestellt. Während im Gasthof alle noch klar hinter Josef gestanden sind, sind sich Amalia, Gero und Bodo jetzt nicht mehr so sicher. Während Amalia zumindest noch vordergründig an das Gewissen aller appelliert, schlagen Bodo und Gero Fluchtszenarien vor, die v. a. darauf abzielen, sich selbst zu retten. Josef spricht dann das aus, was alle längst insgeheim denken – er bietet an, sich für sie zu opfern. Als Leser/-in ahnt man jedoch hier schon, dass die ganze Sache nicht gut ausgehen wird.