Houssein Kahin; Kornelia Wald: Die Tasche
Besprechung
Der 17-jährige Mohammed stammt aus dem Libanon und besucht in Berlin eine Schule, die den Integrationspreis verliehen bekommen soll. Er ist ein Vorzeigeschüler mit klaren Zielen für sein eigenes Leben und soll deshalb diese Auszeichnung zusammen mit seiner Lehrerin, Frau Schäfer, bei einer offiziellen Feierstunde stellvertretend für seine Schule entgegennehmen.
Mohammed möchte diese Aufgabe gar nicht übernehmen, weil er den Preis nicht ernstnehmen kann, und plant, nicht zu der Veranstaltung zu gehen. Da er aber ausgerechnet an diesem Tag seine Sporttasche in der Aula liegen gelassen hat, gerät er doch in die feierliche Veranstaltung. Was er nicht ahnt, ist, dass ausgerechnet die Mitschülerin Emma, in die er heimlich verliebt ist, zusammen mit ihrer Clique einen hinterhältigen Plan verfolgt, um die Veranstaltung zu stören und Mohammed als Migranten mit terroristischen Absichten zu verleumden. Die Preisübergabe, die für alle ein Festtag werden sollte, endet für Mohammed und die Schulfamilie in einer Katastrophe.
Didaktische Hinweise
Das Gemeinschaftswerk der Lehrerin Kornelia Wald und ihres Co-Autors Houssein Kahin – einem ehemaligen Schüler mit libanesischen Wurzeln − wurde mit dem „Vielfalter-Literaturpreis“ ausgezeichnet. In der Begründung der Jury hieß es: „Die Tasche war eine wirkliche Achterbahnfahrt! Durch die verschiedenen Perspektiven der Erzählenden bekommt man viele verschiedene Eindrücke zu der im Kern gleichen Geschichte.” Das Buch arbeitet mit zahlreichen Perspektivwechseln und nimmt die Leserschaft gefangen. Eigentlich weiß man als Leserin oder Leser, dass sich eine Katastrophe ereignet haben muss, und reimt sich vieles zusammen. Aber erst am Ende des Buches fügen sich alle Puzzleteile zusammen. Die Steigerung der Spannung wird dadurch erzielt, dass sich in den einzelnen Kapiteln einerseits immer wieder unterschiedliche Personen zu Wort melden, die in den Vorfall und das Leben des Protagonisten Mohammed involviert sind. Andererseits ist die Handlung auch in große Abschnitte gegliedert, die den Verlauf des Tages der Preisverleihung zeitlich darstellen – Vor acht, nach acht, nach Unterrichtsschluss, Preisverleihung, Abend, zwei Monate später – was ebenfalls zur Spannungssteigerung beiträgt. Erzählende Abschnitte wechseln stellenweise mit Kapiteln in Dialogform und hat so seinen ganz eigenen Stil. Das Buch macht sehr eindrücklich deutlich, wie sich Migranten in Deutschland immer wieder gegen Vorurteile behaupten müssen und was Fremdenfeindlichkeit in unserem Land Schlimmes bewirken kann. In höheren Jahrgangstufen kann der Jugendroman gut als Unterrichtslektüre genutzt werden und bietet zahlreiche Möglichkeiten, das Thema Vielfalt im Unterricht zu behandeln. Der Verlag empfiehlt das Buch ab 12 Jahren. Meiner persönlichen Einschätzung nach würde ich das Buch erst ab Jahrgangsstufe 9 empfehlen. Der Schreibstil mit den häufigen Perspektivwechseln, aber auch die Thematik können Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 14 Jahren überfordern.
Der Verlag stellt zu dem Buch kostenloses unterrichtliches Begleitmaterial zur Verfügung.
Gattung
- Romane
Zielgruppe
JugendlicheEignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 12Fächer
- Deutsch
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2024ISBN
9783401607824Umfang
219 SeitenMedien
- Buch