Peter Schäfer: Kurze Geschichte des Antisemitismus
Besprechung
Bei dem Buch mit dem Titel „Kurze Geschichte des Antisemitismus“ des Judaisten und ehemaligen Direktors des jüdischen Museums in Berlin, Peter Schäfer, handelt es sich um einen historischen Überblick über den Hass und die Feindschaft gegenüber Juden, der mehr als 2000 Jahre umfasst.
Obwohl der Begriff „Antisemitismus“ erst im 19. Jahrhundert geprägt worden ist, lässt sich die Judenfeindschaft bis in die griechisch-römische Antike zurückverfolgen, wobei das Buch Esther (um 300 v. Chr.) dabei wohl als das älteste Dokument des Antisemitismus gilt. In ihm wird den Juden die Abgrenzung von anderen Völkern vorgeworfen, da sie ihre eigenen Gesetze befolgten, was als Heimtücke und Gottlosigkeit ausgelegt wurde. Dabei handelt es sich um Motive, die sich in Laufe der Geschichte als äußerst beständig erwiesen und die immer wieder dazu geführt haben, die Ausrottung der Juden zu fordern. Schon im ersten Jahrhundert fand in Alexandria ein judenfeindliches Pogrom statt. Besonders die Entstehung des Christentums markiert, laut Peter Schäfer, einen einschneidenden Punkt, das das Judentum als eine böse Gegenwelt des Christentums deutete. Ein Zustand, der sich, wie Peter Schäfer zeigt, in zahlreichen neutestamentlichen Schriften nachlesen lässt. Die daraus folgenden Ritualmordlegenden und antisemitischen Stereotype hielten sich auch im christlich geprägten Mittelalter und führten zu Verfolgung und Unterdrückung der Juden. Die Vertreibung aus den Städten nach der Pest von 1348, für die die Juden verantwortlich gemacht wurden, gipfelte in Luthers Aufruf zur Auslöschung der „Teufelskinder”. Selbst die Aufklärung konnte dem mittelalterlichen Antisemitismus nichts entgegensetzen, sondern sah das Judentum sogar im Widerspruch zum Toleranzgedanken der Aufklärung, der das Judentum als unvernünftig und einer archaischen Welt zugehörig degradierte. Im 19. Jahrhundert begründeten Wissenschaftler den Judenhass biologisch und legten die Grundlage für die Rassentheorie, die dann in der Shoah und der „Endlösung der Judenfrage” gipfelte. Auch wenn man meinen sollte, dass nach 1945 eine Zäsur stattgefunden hat, ist es umso schockierender, dass gerade in Deutschland in den letzten Jahren der Antisemitismus wieder salonfähig geworden ist, wobei hier immer wieder alte antisemitische Muster aufgegriffen werden, die sich auch in der aktuellen Israelkritik nachweisen lassen.
Didaktische Hinweise
Peter Schäfers „Kurze Geschichte des Antisemitismus” sollte in keiner Schülerlesebibliothek fehlen. Seine Darstellung bildet eine wichtige und fundierte Grundlage, um sich mit den Schülerinnen und Schülern mit dem Thema in einem weiten Kontext auseinanderzusetzen. Dadurch, dass seine historische Zusammenschau weit über die Schulbücher hinausreicht, kann diese gerade für den Unterricht in der Oberstufe (z. B. im Rahmen einer Projektarbeit) ein großer Gewinn sein. Gerade heute, in einer Zeit, in der der Antisemitismus wieder zunimmt, ist es umso wichtiger, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit diesem differenziert und profund auseinandersetzen und diffuse und stereotype antisemitische Denkmuster erkennen und entlarven können, die ihren Weg zurück in den gesellschaftlichen Diskurs finden und die häufig durch die sozialen Medien befeuert werden. Dies alles gilt es zusammen mit den Schülerinnen und Schüler einzuschätzen und zu bewerten. Peter Schäfers „Kurze Geschichte des Antisemitismus” hilft dabei, ihnen die richtigen Argumente an die Hand zu geben und Mut zu machen, gegen jegliche Erscheinungsformen des Antisemitismus zu argumentieren. Vgl. auch Vortrag.
Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Geschichte, Archäologie
- Politik, Gesellschaft
- Philosophie, Religion, Menschsein
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Kulturelle Bildung
- Politische Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2020ISBN
9783406755781Umfang
334 SeitenMedien
- Buch